Freitag, 02.05.2014 Biled – Mălăieşti

IMG_1294_bUm 7:30 singen die Eagels mich aus dem Schlaf. Eine heiße Dusche weckt die Lebensgeister, währenddessen deckt Roswitha für uns den Frühstückstisch im Gartenpavillon. Auch Adam kommt angeradelt, eine Tasche mit frischer Milch von seinem Bruder am Lenker.
Wir setzen unser Gespräch von gestern fort, zwischendurch verschwindet Roswitha kurz und kommt mit Spiegeleiern oder anderen Köstlichkeiten zurück, kaum dass die Teller leer sind.
Wie immer fällt der Abschied schwer, wir könnten wohl auch tagelang gegenseitig erzählen.

Ein Kollege kommt vorbei und will den alten Dacia, um die Motorsensen für den Friedhof vom Kundendienst zu holen. Dazu muss der Civic weg.

Genau so einen wünscht sich mein Sohn schon lange, meint er, als Jörg zurücksetzt und ihn vom Hof fährt. Wir verabschieden uns herzlich und machen uns auf den Weg.

Der führt uns erst nach Timișoara, wo wir für Jörg einen kurzen Stop bei der Wechselstube einlegen. Dann geht es weiter nach Caransebeș. Hier tanken wir die beiden Autos, bevor wir den Aufstieg nach Hațeg beginnen. Dort angelangt, halten wir bei einem Bus-Stop, um im benachbarten Restaurant etwas zu Mittag zu essen. Bei mir gibt es Nackensteak, Jörg entscheidet sich für ein Cordon Bleu. Beide haben wir dazu einen Salat und eine Cola. Macht zusammen 49 Lei. Der Cappucino, den Jörg nachordert, geht aufs Haus.
Frisch gestärkt machen wir uns auf die letzten Kilometer. Als wir in die kleine Straße nach Mălăieşti  einbiegen, kommt uns eine Menge Wasser auf der Straße entgegen. Da, wo das Navi das Ziel vermutet, befindet sich ein Friedhof. Ich fahre noch ein Stück weiter und errreiche so eine Rangerstation des Retezat-Nationalparks. Dort will ich nach dem Weg fragen. Der Ranger ist sehr freundlich, verschwindet kurz und taucht mit einer Visitenkarte unserer Pension wieder auf, verbunden mit einer Wegebeschreibung. Ich solle dort anrufen meint er, aber ich will erstmal hin fahren.
So ausgerüstet und mit einigen Passanten, die ich frage, finden wir die Pension, die jedoch verschlossen ist.
Also zücke ich doch das Handy und rufe an. Während wir auf die Zimmerwirtin warten, fahren wir die beiden Autos in den Hof. Dann bekommen wir die Zimmer gezeigt und ich werde sogar zum nächsten Magazin gefahren, um uns für das Abendessen einzudecken.
IMG_1310_bWir holen die Motorräder vom Hänger und bereiten sie vor. Immer wieder gibt es kurze Regenschauer, weshalb wir uns erstmal mit der Planung unseres Aufenthalts hier beschäftigen.
Dann kommt die Sonne doch durch und wir schwingen uns auf die Motorräder. Es ist zwar schon 17 Uhr, aber es juckt in den Fingern.
Ich fahre voraus und lasse mich von meinem Gefühl leiten. Das beschert uns wie immer kleine, kurvige Straßen. In einem Ort will ich eigentlich rechts abbiegen, entscheide mich dann doch dagegen und kurze Zeit später stehen wir vor einer eingestürzten Brücke. Lange kann das nicht nicht her sein, mutmaßen wir. Neben uns unterhalten sich zwei Frauen, ein kleiner Junge trägt ein Superman-Kostüm. Die Frauen verabschieden sich, worauf die eine davon über die eingestürzte Brücke von dannen schreitet. An den Knickstellen der Brücke klaffen jeweils gut einen halben Meter breite Spalten. Diese wurden aber mit Betonplatten oder Holzbohlen begehbar gemacht.
Auch wir wagen uns über die Brücke und dokumentieren das mit ein paar Fotos. Als wir wieder bei den Motorrädern sind, kommt ein altes Ehepaar und ermuntert uns, doch mit dem Motorrad über die kaputte Brücke zu fahren. Das tun wir diesmal nicht, sondern fahren dorthin, wo ich eigentlich hinfahren wollte.
IMG_1316_bAn einer Tankstelle füllen wir unsere Tanks, dann führe ich den kleinen Troß schnurstracks nach Hunedoara. Corvinus hat hier eine imposante Burg gebaut, die ich dem Jörg gerne mal zeigen möchte. Am Ortsrand stehen jede Menge imposante Villen, mit aufwendigen Dachverblechungen. Schon bei unserem letzten Besuch fanden wir das krass. Ich glaube, seither sind noch etliche Gebäude dazu gekommen.
Die Burg beeindruckt Jörg ebenfalls, auch wenn wir sie diesmal nur von außen ansehen. Das Wetter ist zu schön, um das Motorrad stehen zu lassen. In Pose gestellt haben wir sie trotzdem – für eine Foto mit der Burg.
Dann fahren wir einfach weiter ins Tal hinter der Burg. Wir sind ein eingespieltes Team und schwingen im Gleichtakt um die Kurven. Alsbald haben wir eine Höhe erklommen und der Asphalt ist Schotter gewichen. Ohne die Richtung zu planen lassen wir uns einfach treiben und genießen die Fahrt. Jeder übernimmt dabei abwechselnd die Führung.
Irgendwann halte ich dennoch und gleiche die Position mit der Karte ab. Dabei stelle ich fest, dass wir noch weit über 100km fahren müssten, um auf dem Weg wieder zur Pension zu kommen. So drehen wir halt um und fahren zurück nach Hunedoara – macht nix, die Strecke ist noch immer genauso schön.
IMG_1322_ bIn Hunedoara halte ich mich Richtung Hațeg, die Straße windet sich in vielen Serpentinen über den Berg.
Wir biegen diesmal eine Abfahrt früher ab zur Pension, ich hatte dem Navi nicht den schnellsten, sondern den kürzesten Weg abgefragt. Es ist schon fast dunkel und die Straße ist wieder nass. Am Ende einer Ortschaft, die wir passieren, hört die Straße plötzlich auf. Ich stutze kurz, dann sehe ich im Navi, dass es auf einer unbefestigten Straße weitergeht. Die sehe ich auch und folge ihr. Ein paar Kilometer weiter, mittlerweile vollkommen dunkel, verliert sich der Weg auf einer steinigen Wiese. Beim besten Willen ist nicht mehr auszumachen, wo es lang geht, weshalb ich aus Sicherheitsgründen beschließe, zurück zu fahren, auch wenn es nur noch 4 Kilometer wären und wir ein vielfaches davon über die Straße brauchen.
Dann sehe ich noch einen möglichen Weg im Navi. Noch im Ort wird der ordentlich schlammig. Das deutet auf viel Verkehr hin, denke ich und folge ihm. Es geht etwas bergan, dann fahren wir größtenteils zwischen Wiesen durch, der Weg führt immer wieder durch schlammige Passagen, die wir teilweise umfahren.
An sich Anfänger-Endurowandern, auch wenn unsere Reifen dafür nicht so wirklich gemacht sind. Die eigentliche Herausforderung ist es, diese Passage in der Dunkelheit zu fahren. Es gibt nicht viele, mit denen ich so etwas machen würde. Bei Jörg weiß ich, dass es ok ist und navigiere entspannt voraus.
3,5 Kilometer können ganz schön lange werden, aber wir haben die Herausforderung bezwungen, dabei nie auf Risiko gespielt und waren beide noch voll bei Kräften.
Spaß hat es uns auch gemacht.
CIMG5966_bKurze Zeit, nachdem wir wieder Asphalt unter den Stollen haben, erreichen wir Mălăieşti und wenig später auch die Pension. Nicht zu früh, es ist schon 23:00 Uhr. Es sind noch zwei Autos hinzugekommen, ein Päärchen vor der Tür grüßt freundlich und wechselt ein paar Worte mit uns. Wir waschen den Dreck von Hose und Schuhen und rüsten die Motorräder ab. Während Jörg die Dusche nutzt, sinniere ich mit der Karte über eine Tour von Morgen.
Dann setzen wir uns noch kurz zusammen, lassen den Tag und die Tour nochmal Revue passieren bevor sich jeder in sein Gemach zurückzieht.

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Gesamtstrecke: 160 km