Freitag, 21.03.2014 Turda und Cheile Turzii

Der neue Tag begrüßt mich wieder mit Sonnenschein. Schnell in die Dusche und frühstücken, denn heute mag ich endlich in die Saline Turda. Beim letzten Besuch waren wir zu spät dran und durften nicht mehr rein.
Bald bin ich unterwegs und es dauert auch nicht lange, bis ich aus Cluj-Napoca raus bin. Ich habe das richtige Hotel gewählt, eigentlich streife ich die Stadt nur kurz.
Die Straße dürfte für meinen Geschmack etwas kleiner sein, ich habe so das Gfeühl, das die letztes Jahr noch nicht so war. Alle Steigungen sind dreispurig, die Häuser in den Ortschaften so weit zurückgesetzt, dass man jetzt mit 70 km/h durchfahren darf.

Als ich in Turda ankomme, führt mich mein Navi mitten in die Stadt. Komisch, das letzte Mal war der Eingang eher auf dem freien Feld. Aber alles passt. Als ich das Ziel erreicht habe, steht da ein großes Schild von der Salina Turda. Parken, Kameras packen, sicherheitshalber eine Jacke und dann ab zur Kasse. 20 Lei kostet es pro Erwachsener, ungefähr 4,50€. Ich bekomme einen kleinen Wegweiser, wo ich sehen kann, das es zwei Eingänge gibt. Wir waren letztes Mal  beim Anderen. Hier ist der Eingang fast kreisrund gemauert und hat eine ebensolche Holztür. Ein Schild weist daraufhin, dass es im Inneren ca. 10-12 Grad hat.

Als ich die Tür öffne, blicke ich in einen langen Stollen. Das Ende ist von hier aus nicht zu sehen. Die Leuchtstofflampen an der Decke haben unterschiedliche Farbtemperaturen, was das Salz, aus dem die Wände bestehen, immer wieder anders aussehen lässt. An der Decke sieht man noch alte Isolatoren und ich stelle mir vor, wie es früher hier war. Da war die Röhre sicher nicht so hell beleuchtet.
Alle 10 Meter ist eine Zahl in das Salz geschlagen, wie weit man schon im Tunnel ist. Bei 280m angelangt, sind es nur noch wenige Meter, bevor der Tunnel abknickt. Ab hier wird er ewas größer und hat eine rechteckige Form. Kurze Zeit später verzweigt er, das Tor ist versperrt und es steht ein Verbotsschild, dass man keine Gegenstände über das Tor in den Schacht schmeißen soll, weil dort unten gearbeitet wird. Während meines Besuches kann ich tatsächlich die Bohrer hören, der Schall wird vom harten Salzgestein übertragen.
Danach wieder eine Abzweigung in einen größeren Raum. Hier steht ein riesiges Holzgestell. Ein Schild erklärt die Funktion. An dem Gestell war ein langes Seil befestigt, was über Umlenkrollen über jeweils einen eigenen Schacht nach unten führte und an deren Ende ein Förderkorb befestigt war. An dem Holzgestell waren 4 Pferde eingespannt. Zogen sie den Förderkorb an einem Ende des Seils nach oben, so lief das andere Ende des Seils nach unten.
Im nächsten Raum ist eine Lore und eine Schubkarre ausgestellt und man kann sich ein wenig vorstellen, was es für eine Plackerei gewesen sein muss. Aus dem Raum kann man wieder in den Gang oder über eine Holztreppe nach unten. Ich wähle letztere Möglichkeit und finde mich gleich auf einer Art Balkon wieder, ich würde mal sagen so an die 40 Meter über Grund. Die Balustrade führt rings um die Öffnung, ich gehe einmal außen rum und verschaffe mir so einen Überblick über die Etage da unten. Hier wurde eine Art Freizeitpark installiert. Es gibt eine Fläche, wo mehrere Tischtennisplatten stehen, einen Kinderspielplatz, zwei Billard-Tische, so eine Art Minigolf, eine Kegelbahn und sogar ein Riesenrad. Krass. Eine Art Infostand steht auch da, ist aber derzeit nicht bestückt und nicht besetzt. In einigen der Regale liegen große Salzbrocken. In der hinteren Ecke gibt es sogar ein Amphi-Theater.
An den beiden Schmalseiten der Halle kann man über Holztreppen nach unten gelangen, an einer der beiden Schmalseiten gibt es auch einen Aufzug.
Ich wähle die Treppe und betrete wenig später den Boden der Halle. Von der Größe her könnte es auch eine Location von Herr der Ringe sein, ist schon irgendwie gigantisch.
Etliche Leute stehen und sitzen da und machen mit ihren Handy rum. Kann nicht sein, denke ich, wir sind hier weit im Berg. So hole ich auch mein Handy raus und stelle fest, dass es hier unten ein offenes WLAN gibt.
An der Ecke neben dem Aufzug kann man noch eine Etage tiefer schauen. Dort ist der See und die Lichtinstallationen, die man auf vielen Bildern im Internet sieht.

Auch hier kann man zwischen Aufzug oder Treppe wählen. Ich nehme die Treppe und finde an der Wand Jahreszahlen eingeschlagen. Hier kann man gut nachverfolgen, um wieviel diese riesige Kammer pro Jahr abgetragen wurde. Unten angekommen geht es über eine bogenförmige Holzbrücke auf eine Art Insel. Hier stehen Kunstwerke aus Holz, beleuchtet und mit Sitzbänken ausgestattet. Aber nur wenige der Bänke sind ohne Unterlage zu benutzen, denn es tropft ständig Salzwasser von der Decke und bildet einen salzigen Belag auf den Bänken.
Jede Menge Boote liegen hier an der Kette, die man für 10 Lei ausleihen und eine halbe Stunde benutzen darf, maximal mit drei Personen. Ein Päärchen paddelt gerade los, als ich ankomme. Entweder haben die noch nie gepaddelt oder auf dem salzigen Wasser geht das nicht gut.

Ich gehe zurück und nutze diesmal die beiden Aufzüge, um wieder nach oben zu kommen. Dort verlasse ich den großen Saal über die Holztreppe ab anderen Ende und komme alsbald wieder in den Gang. Dieser führt nach rechts zum zweiten Eingang, der moderne, der auch gerade mal 120 Meter lang ist. Kurz vor dem Ausgang gibt es nochmals einen Abzweig, der führt zu einer Glasfront, deren Tür verschlossen ist. Drin sieht man Fernseher und Freizeitangebote. Das ist ein medizinischer Bereich, in den man nur mit Rezept kommt. Hier finden Bronchengeplagte Linderung.

Ich muss zurück ans andere Ende des Stollens und mache mich auf den Weg. Plötzlich lärmt es im Gang, es ist aber nichts zu sehen. Bald taucht vor mir eine Busladung Menschen auf. Ich muss an den Preikkestolen in Norwegen denken, wo ich Elisabeth gedrängt habe, früh loszugehen. Sie war der Meinung, weil Nachsaison ist, werden nicht viele Touristen kommen. Wir hatten den Preikkestolen ein paar Stunden für uns alleine, auf dem Rückweg jedoch sind uns Scharen von Menschen entgegen gekommen.
Als ich die Holztür öffne scheint mir gleißendes Licht entgegen und die Luft fühlt sich noch wärmer an als sonst.
Für ein Foto fahre ich auch noch an den anderen Eingang und finde dazwischen einen Lost Place. Ein Gebäude, dass mich ein wenig an das Müllersche Volksbad erinnert.

Nun habe ich noch einen zweiten Punkt auf dem heutigen Tagesprogramm. Eine Schlucht namens Cheile Turzii, den Tipp habe ich von Karl Lechner bekommen. Ich muss eh tanken und frage den Tankwart, wo das ist. Er beschreibt es mir – intuitiv war ich auf dem richtigen Weg. Mein Navi gibt irgendwann auf, keine Straße mehr eingezeichnet. Diese wird auch zunehmends schlechter – zumindest Anfangs. Aber längst habe ich Hinweisschilder erreicht, die mich über einen schmalen geschlungenen Weg direkt zur Schlucht bringen.
Dort suche ich mir einen Parkplatz und gehe im Biergarten nebenan erstmal meinen Hunger stillen. Auf einem Schild steht, dass es 4 Lei Eintritt kostet. Ich frage die Bedienung, wo ich das zahlen muss, sie sagt, da stünde ein Häuschen unten in der Schlucht. Eine Gruppe Kletterer macht sich auf, die Felswände zu bezwingen. Mächtig bepackt mir Seilen, anderem Material, Schlafsack, Kochutensilien und Lebensmitteln schnaufen sie den Berg hoch.
Ich gehe erstmal runter zum Fluss. Dort muss ich gleich über eine Brücke, dahinter das Kassenhäuschen – aber geschlossen. Lohnt vermutlich um diese Zeit noch nicht. Aber die Natur ist in Frühlingslaune. Jede Menge Blümchen blühen rechts und links vom Weg. Dieser ist teilweise betoniert, auch Treppen wurden angelegt. Der größte Teil führt aber über rauhes Kalkgestein und ist eher als Klettersteig zu bezeichnen, auch wenn man dabei nur wenige Höhenmeter überwindet.
Die nächste Brücke ist eine Hängebrücke und schwankt unter meinem Tritt. Danach gehe ich an einer Felswand vorbei, auf der jede Menge Kletterrouten inkl. deren Namen gepinselt sind. Wenn die Zahlen die Schwierigkeitsgrade bedeuten, dann geht es mit 7 los bis in den zweistelligen Bereich. Ich bewundere die Kreativität der Namensgeber. Mein Favorit: Chili-Pampers. Da kenne ich mindestens einen, der hier viel Spaß hätte – die Kletterer von vorhin sind weit über mir zu hören – die wollen wohl hoch hinaus.
Nach der nächtsen Brücke sehe ich links und rechts des Flusses jeweils eine Höhle. Das weckt den Entdeckerdrang in mir und ich steige zu einer hinauf. Ein Eisentor versperrt den Zugang, aber da fehlen ein paar Stäbe, so dass man auf allen vieren durchkriechen kann. Drin eine Mauer, wer die wohl mal zugemauert hat und warum? Und noch krasser: Wer hat den Mörtel hier hoch geschleppt und die Steine.
Die Höhle auf der anderen Seite des Flusses hat ebenfalls eine Mauer. Aber die Natur war damit wohl nicht einverstanden, weshalb dort zwei große Löcher herausgebrochen sind.
Ich klettere wieder hinunter auf den Weg und gehe weiter in die Schlucht. Der Weg wird zunehmend anspruchsvoller, teilweise sind Stahlseile als Hilfe angebohrt. Dafür werden die Felswände rechts und links niedriger. Dann öffnet sich die Schlucht und wechselt zu einer lieblichen Aue mit Gras und weichen Hügeln wie in Schottland. Das Geräusch des Flusses ist vom Rauschen zu einem Plätschern verstummt. Oben am Waldrand eine Schafherde und vor mir zwei Tische mit Bänken. Auf einer machen ein paar Wanderer Brotzeit auf der Zweiten ein Päärchen, die mit einem Roller gekommen sind. Man kann die Schlucht also auch von hinten anfahren – wenn jemand nicht zurückgehen kann oder will, kann er sich hier abholen lassen.
Auf mich trifft das nicht zu, ich will und ich muss zurück. Nachdem ich das Tal bis zum Eingang begangen habe, drehe ich um und mache mich auf den Rückweg. Die Schatten werden schon lang, die Sonne kommt eh nicht bis zur Sohle der Schlucht. Macht aber nichts. Mir macht es Spaß, hier zu wandern, ich überhole die Brotzeitmacher und finde meinen Rhytmus beim Klettern. Gegen 18:00 Uhr bin ich wieder am Parkplatz und erreiche genau zum Sonnenuntergang das Hotel.