Fantic Trial Section Baujahr 1995 – Reparatur Vorderbremse

Als erstes Projekt nehme ich mir die Vorderradbremse vor. Die hatte bei der Probefahrt so gut wie gar keine Wirkung und der Verkäufer hatte mich darauf hingewiesen, dass eine der beiden Gewinde zur Befestigung am Gabelrohr kaputt ist.

Zuerst löse ich die beiden Befestigungsschrauben, mache die Bremsscheibenabdeckung und die Bremszange ab. Dann probiere ich erst, ob die Kolben funktionieren. Dazu betätige ich die Handbremse. Nur einer der beiden Kolben bewegt sich und das auch nur ganz wenig. Obwohl die Bremsscheibe fehlt, stellt sich die Bremse nicht nach. Ich werde die ganze Bremse mal zerlegen und sanieren.

Aber erst kommt die Bremsleitung ab. Die Bremsflüssigkeit fange ich auf, auch die aus dem Vorratsbehälter am Bremsgriff. Nachdem ich auch oben die Stahlflexleitung abgenommen habe, schraube ich die Bremspumpe vom Lenker und nehme den Handbremshebel ab. Nachdem ich auch noch den Gummibalg entfernt habe, sehe ich einen Sicherungsring mit Laschen. Mit der entsprechenden Zange nehme ich diesen heraus und kann somit den Kolben aus dem Gehäuse ziehen. Die Gummilippe sieht noch gut aus, der O-Ring eigentlich auch, aber da ich so einen in meinem Sortimentskasten habe, wechsle ich ihn provisorisch aus. Nachdem ich den Kolben mit Vaseline eingeschmiert habe, baue ich die Bremspumpe erstmal wieder zusammen.

Helicoil-Einsatz
Helicoil-Einsatz

Das defekte Gewinde am Bremssattel möchte ich mit einem Helicoil Gewindeeinsatz reparieren. Bisher habe ich nur M6-Gewinde repariert, weshalb ich auch kein Werkzeug und keine Einsätze in M8 habe. Bevor ich 50 Euro für so einen Satz ausgebe, frage ich erst mal im XT-Stammtisch Forum nach, ob mir da wer aushelfen kann. Kaum gepostet, fragt mich der Hans, wann ich bei ihm vorbeikommen mag. Ein paar Tage später tue ich das. Während Hans das Loch ausbohrt, das Gewinde schneidet und den Einsatz einbaut unterhalten wir uns – wie immer über Motorräder und Technik. Ein Dankeschön ist ihm genug, finanziell darf ich ihn nicht entschädigen. Wir verabreden, gemeinsam mal einen Tag aufs Trialgelände zu gehen, seine TY250 braucht auch mal wieder Auslauf.

Zwischenzeitlich habe ich auch neue Bremsbeläge besorgt. Vor der Montage möchte ich die Bremskolben überholen. Dazu drücke ich zuerst den leichtgängigeren mit Hilfe von Druckluft heraus. Die Pistole halte ich – mit einem Lappen umwickelt – in die Öffnung, wo die Bremsleitung befestigt wird. Mit einem lauten Plopp kommt der Kolben aus seinem Lager. Der Dichtring ist noch wie neu und auch nich geschmeidig. So poliere ich lediglich den Kolben und das Lager dazu, fette den Dichtring und setze den Kolben wieder ein.
Damit ich auch den zweiten Kolben herausbekomme, fixiere ich den ersten mit einer Schraubzwinge. Mit vielen Druckluftstößen kriege ich den Kolben locker, bis auch er schließlich mit einem Plopp nachgibt. Same procedure als every year .. nachdem auch hier Kolben und Sitz gesäubert. poliert, gefettet und wieder eingebaut sind, montiere ich zuerste die neuen Bremsbeläge, dann die Zange am Gabelrohr.

Defekter Sicherungsring
Defekter Sicherungsring

Nachdem Bremspumpe und Stahlflexleitung ebenfalls montiert sind, befülle ich den Ausgleichsbehälter und versuche zu entlüften. Das will aber nicht funktionieren. Eine kleine Luftblase steht genau unter der Bohrung vom Ausgleichsbehälter zum Kolben und will nicht verschwinden. Also nochmals das Konstrukt zerlegen. Ich blase die Stahlflexleitung mit Druckluft durch, dabei kommt eine kleine Kugel aus Stoff zum Vorschein – wie auch immer die da rein gekommen ist. Danach verbinde ich Bremspumpe und Bremszange erneut mit der Stahlflexleitung. Diesmal spanne ich die Bremspumpe aber im Schraubstock ein, so ist es einfacher zu arbeiten. Noch immer kriege ich die Luftblase nicht weg, weshalb ich den Kolben nochmal herausnehme. Dabei geht mir der Sicherungsring kaputt. Entweder habe ich zu viel Kraft aufgewendet – der Ring kann wegen der Laschen nicht weit federn – oder es war Materialermüdung – wie auch immer.

Nachdem ich den Kolben mit einem Durchschlag bis zum Anschlag hineingedrückt habe, saugt die Pumpe endlich Bremsflüssigkeit an. Als die erste unten am Bremssattel ankommt, schraube ich den Handbremsgriff wieder an die Bremspumpe – so kann der Kolben auch ohne Sicherungsring erstmal nicht heraus. Nun kann ich gefühlvoll pumpen und das Reservoir immer wieder nachfüllen, bis  alle Luft aus dem System ist. Deckel auf den Ausgleichsbehälter und das Ganze System wieder an die Fantic geschraubt.

Jetzt funktioniert das Ganze, wie es soll. Die Kolben stellen sich nach, bis sie an der Bremsscheibe anliegen und die Bremse funktioniert so, wie sie soll. Punkt 1 auf der Liste kann abgehakt werden. Den Sicherungsring muss ich noch besorgen und einbauen.