Samstag, 05.09.2009 Flensburg – Hirtshals

Von kurz vor 05:00 Uhr bis halb acht ist die Zeit für einen Schönheitsschlaf eher knapp bemessen. Die geschundenen Knochen fungieren als Wecker, so sind wir schon früh unterwegs. Wir finden einen kleinen Laden, wo wir uns mit Crossiants und Tee für kleines Geld stärken, bevor wir neben der nächtlich angefahrenen Tankstelle nochmal stehenbleiben um – na ja – um den üppigen Proviant für unseren Studenten um Äpfel, Birnen, Gemüse und zwei riesige Fleischstücke zu ergänzen.
Für uns finde ich auch je eine Riesenflasche Autan – hatten wir bei den Reisevorbereitung vergessen. Langsam wird es eng im Fiesta. Ich bestehe auf einen schmalen Sichttunnel, um ab und an mal einen Blick in den Rückspiegel werfen zu können, ob die XT noch dabei ist.
Wenige Kilometer später passieren wir die Grenze nach Dänemark. Hier fällt uns auf, dass wir zwar wahrgenommen haben, dass wir dieses Land durchfahren werden, uns aber nicht über Dänemark informiert haben.
So wissen wir zum Beispiel nicht, wie schnell man hier mit dem Hänger fahren darf. Den Umrechnungskurs kennen wir auch nicht, weshalb wir kein Gefühl zum Beispiel für den Benzinpreis haben.
Der fehlende Schlaf fordert seinen Tribut, weshalb heute häufigere Fahrerwechsel stattfinden. Elisabeth meint, wir sind früh genug dran, dass wir noch einen Zwischenstop einplanen können – eine gute Idee. So beschließen wir, Ahus anzusehen, fahren die Südausfahrt ab und orientieren uns Richtung Hafen.
Am Hafenbecken des Industriehafens geht es nur links oder rechts. Elisabeth entscheidet sich spontan für links. Wenig später finden wir einen Parkplatz, von dem aus die Altstadt schon zu sehen ist. Beim Aussteigen stellen wir fest, dass vor uns gerade eine Art Fest steigt. Wir interpredieren es als Hafenfest, erfahren jedoch später, dass die gesamte Stadt Ahus seit einer Woche feiert.
Am Hafen sind viele Fahrzeuge präsentiert, Tafeln beschreiben Funktion und technische Daten. Als wir auf ein Containerschiff zuschlendern, werden wir gefragt, ob wir es uns ansehen möchten. Klar wollen wir, wann hat man schon mal Gelegenheit dazu. Die nächste Dreiviertel-Stunde bekommen wir beide eine Privatführung in Deutsch und einen überwältigenden Eindruck von der Größe des Schiffes, auch wenn es sich nur um einen ‚Feeder‚ handelt, der die richtig großen Containerschiffe bedient.
Unzählige andere Angebote, z.B. den Besuch der Schokoladenfabrik, nehmen wir gar nicht wahr, einfach zu viel für die kurze Zeit. Einer ebenso kostenlosen Hafenrundfahrt auf einem alten Zweimastschoner können wir uns jedoch nicht verkneifen. Hat Spaß gemacht – trotz des mittlerweile einsetzendem leichten Nieselregen.

Die Kirche wollen wir uns auch ansehen. Als wir dort sind, finden wir ein Schild, dass diese momentan für Besichtigungen gesperrt ist. Die Füße sind schon müde, nebenan steht eine kleine Bahn, die eine Sightseeing-Tour anbietet. Ohne lange zu überlegen steigen wir ein. Diese ist jedoch nicht kostenlos, dänisches Geld haben wir nicht. Der Kassier überlegt kurz, nimmt uns 10 Euro ab und gibt uns 20 Kronen zurück. Als die Fahrt nach nichtmal 10 Minuten vorbei ist, fühlen wir uns ein wenig abgezockt.
Die 20 Kronen investieren wir in ein Stück Pizza, bevor wir uns auf den Rückweg zum Auto machen. Am Hafen wird mittlerweile schon abgebaut. Uns ist kalt, weshalb ich den Benzinkocher aus dem Seitenkoffer hole und uns auf dem Kotflügel vom Hänger eine heiße Suppe zaubere.

So gestärkt treten wir die Weiterreise an. Die letzten Kilometer sind bald geschafft. Hirtshals erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein. Erstmal zum Anleger der Fähre. ein breiter Sandstrand verlockt uns dort zu einem Spaziergang. Es ist windig und riecht nach Ferne. Ein erstes, tiefes Urlaubsgefühl stellt sich ein. Die Fähre geht erst morgen um 12:30 Uhr, wir müssen also hier übernachten. Auch wenn die Gegend zum wild campen wie geschaffen ist, Elisabeth besteht auf eine Dusche und auch ich fühle mich unwohl in meiner Haut.
Wir fahren durch Hirtshals und finden den Campingplatz. Hier wollen wir um eine Hytte anfragen. Doch die Rezeption ist nicht mehr besetzt. ein sehr netter älterer Herr zeigt uns die Hytte, in der die Zeltplatzbetreiber leben. Doch ein Schild ‚Privat‘ hält mich dann doch ab, zu klopfen.
Einige hundert Meter weiter sehen wir eine Jugendherberge und wollen es erstmal dort versuchen. Dabei begegnen wir dem älteren Herrn wieder. Er fragt uns, ob wir keinen Erfolg hatten, worauf wir ihm unsere Absicht mit der Jugendherberge erklären. Er empfiehlt uns eine Zimmerwirtin, die günstiger ist als das ‚Wandererheim‘. Natürlich fahren wir dahin und läuten. Eine sehr nette Frau öffnet und zeigt uns ihre drei Gästezimmer. Der Preis von 20 Euro pro Person erscheint uns günstig, die Zimmer sind schön und sauber – wir entscheiden uns für das größte mit Balkon und Blick auf die Ostsee.

Nach der längst überfälligen Dusche genießen wir einen traumhaften Sonnenuntergang am Strand. Kurze Zeit später fallen wir todmüde in die Betten.

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