Freitag, 04.09.2009 Emmering – Flensburg

Viel zu spät aus dem Büro gekommen – wie immer, wenn ich in den Urlaub will. Auf dem Heimweg noch bei der Bank vorbei – Euros holen für die Hin- und Rückfahrt. NOK hol ich mir am Geldautomat in Bergen.

Dann muß noch alles gepackt und verstaut werden. Die beiden Seitenkoffer der XT bepacke ich schon mal, schnall sie gleich ans Motorrad und sichere sie zusätzlich noch mit Spanngurten. So bleibt dringend benötigter Platz im Kofferraum des kleinen Fiesta. Ein kleiner Tante-Emma-Laden an Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Süßigkeiten steht schon bereit. Als das alles verstaut ist, überlege ich mir, wo unser Gepäck noch hin soll. Einige Teile lasse ich zu Hause, der Rest findet dann doch noch irgendwo Platz. Sitzlehne nach hinten neigen geht allerdings nimmer.

Das Navi eingeschaltet, Hirtshals eingetippselt (natürlich nicht den kürzesten, sondern den schnellsten Weg): 1.305 km. Dann noch den Anhänger dran, Beleuchtung geprüft und los geht’s.

Sicherheitshalber will ich noch den Reifenluftdruck prüfen. Die Tankstelle in Esting liegt auf dem Weg. Leider ist der Reifenfüllanschluß defekt. Was soll’s, gibt ja noch die Tanke in Geiselbullach. Hier fehlt dann das Glas des Manometers und deshalb mag ich mich auf die Anzeige nicht verlassen. Also auf zur dritten Tankstelle, direkt an der Autobahn, wo es dann endlich klappt.

Elisabeth übernimmt die erste Etappe. Über Augsburg, Ulm und Würzburg lenkt sie das voll ausgelastete Gespann souverän durch gefühlte 635 Autobahn-Baustellen. Die werden bis Flensburg nicht weniger. Trockene Abschnitte wechseln sich mit leichtem Nieselregen und sintflutartigen Wolkenbrüchen ab. Während wir im Radio hören, dass Brennerautobahn und -Bundesstraße aufgrund des Regens wegen einem Murenabgang gesperrt sind, läuft bei uns der Verkehr relativ problemlos. Hat auch mal Vorteile, nicht in den Süden zu fahren. Meine rumänienerprobte Taktik, die Nacht durch zu fahren um damit dem Berufsverkehr aus dem Weg zu gehen, erweist sich auch hier wieder als richtig. Ich versuche ein wenig zu schlafen, was mir aber nicht wirklich gelingt. Gedanken und Projekte aus dem Büro wollen sich noch festigen und vermischen sich mit der Vorfreude auf Norwegen – so lange war ich schon nimmer da.

Nach knapp 300km – es ist mittlerweile dunkel geworden – übernehme ich das Steuer, während es sich Elisabeth – so gut es eben geht – auf dem Beifahrersitz bequem macht.Wir schwimmen weiterhin problemlos im Verkehr mit, der sich mittlerweile merklich verringert hat. Der Nachrichtensprecher meldet, dass die Brennerautobahn wieder befahrbar ist, momentan hat es da aber noch 14 km Stau. Ich stelle mir vor wie es sein muß, wenn man im Stau steht, nimmer vor und zurück kann, wahrend man seitlich vom Auto den Hang sieht, wo nur wenig weiter vorne die Mure abgegangen ist.

Knapp 70 km vor Flensburg kommt sie dann – die Müdigkeit. So steuere ich den nächsten Parkplatz an. Elisabeth schläft schon geraume Zeit auf dem Beifahrersitz. So richtig bequem will es nicht werden mit der senkrechten Rückenlehne und nach knapp einer halben Stunde weckt mich Elisabeth und will weiterfahren, weil es auch ihr zu unbequem ist.

Ich fahre weiter nach Flensburg. Hier habe ich vor Jahren mal eine schöne Stelle an der Förde entdeckt, wo wir unser Zelt aufschlagen könnten. Der Zeiger der Tankuhr steht schon bedrohlich weit im roten Bereich, als ich die Autobahn verlasse. Noch 20km Landstraße, das könnte noch klappen. Wenn nicht, dann hab ich ja noch 20l im Tank der XT.

Bei strömenden Regen erreichen wir gegen 4:00 Uhr früh die erste offene Tankstelle in Flensburg, wo sich der Tank des Fiestas gurgelnd mit frischem Treibstoff füllt. Mit Hilfe der Karte im Navi geht es dann Richtung Förde. Erst fahren wir am Krankenhaus vorbei, wenig später kommen uns am Bürgersteig zwei junge Frauen entgegen. Krankenschwestern auf dem Weg zum Dienst – kombiniert Elisabeth sofort, während ich auf späte Disco-Heimkehrer tippe. Nach der nächsten Kurve erreichen wir den Hafen und die Altstadt. Uns beiden bleibt der Mund offen stehen. Jedes zweite Haus ist eine Kneipe und überall stehen Menschen davor. Ich glaub, ich werde alt, oder die Flensburger haben ein anderes Zeitfenster als ich. Ob das jedes Wochenende so ist?

Am Hafen vorbei versuche ich die besagte Stelle zu finden, während der Himmel alle Schleusen geöffnet hat. Leider verbieten etliche Schilder die Zufahrt zum Ufer, Nacht und Regen mindern die Sicht und die Erinnerung ist im Lauf der Jahre sehr vage geworden.

Irgendwann geben wir auf, die Aussicht auf Zeltaufbau bei Wolkenbruch macht auch nicht gerade Lust auf eine Übernachtung in der Nylonvilla. So parke ich das Gespann letztendlich irgendwo beim Yachthafen, wir versuchen eine nicht allzu unbequeme Schlafposition zu finden und fallen kurz vor 5:00 Uhr in eine Art Schlafzustand.

[mappress mapid=“16″]