Brotkasten aus Zirbenholz

An sich schenken wir uns nichts zu Weihnachten – außer Zeit, die wir gemeinsam verbringen. in diesem Jahr soll es eine Ausnahme geben.
Die Kinder suchen schon geraume Zeit nach einem speziellen Brotkasten aus Zirbenholz. Da die Küche aber sehr klein ist, gibt es Maximalmaße und die Anforderung, dass der Brotkasten sich nach vorne öffnen lässt. Die, die man im Internet findet, lassen sich in der Regel von oben öffnen.

Na ja, nachdem ich schon beim Camperausbau gezeigt habe, dass meine Konstruktionen nicht gleich wieder auseinanderfallen, wurde die Bitte an mich herangetragen, ob ich so ein Ding herstellen könnte.

Um Ehrlich zu sein, mit Zirbe habe ich mich bisher nie wirklich beschäftigt. Zirbe ist eine Kiefernart, hat ein sehr weiches Holz und extrem viele Äste, vor allem auch Astlöcher, was es für meine Zwecke eher suboptimal macht.
Auch weshalb so ein Brotkasten aus Zirbe sein soll, musste ich mir erst anlesen. Ich versuche es mal für all die, die das auch noch nie gehört haben, zusammen zu fassen:

Brot an sich beinhaltet ein gewisse Feuchtigkeit, die es an die Umgebung abgibt und dabei hart wird. Das kann man ein Stück weit herauszögern, indem man das Brot in ein Gefäß aus Holz oder Keramik legt. Die nehmen die überschüssige Feuchtigkeit des frischen Brotes auf und geben sie bei Bedarf wieder ab. Diese feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft sorgt dafür, dass das Brot länger hält.

Zirbe hat noch eine zusätzliche Eigenschaft: Das Holz beinhaltet den Duftstoff Pinosylvin, der nicht nur gut riecht, sondern auch antibakterielle Eigenschaften aufweist. Die Ausbreitung von Bakterien und/oder Pilzen wird dadurch gehemmt. die Entstehung von Schimmel vermieden.
Schon früher hat man das Brot in ein Leintuch eingewickelt in so einen Brotkasten gelegt – das Leintuch sorgt auch dafür, dass keine Brösel in den Brotkasten fallen.

Soweit zur Theorie.

Der Einkauf

Die Anfrage kam früh genug, um mich damit auseinander zu setzen. Auf der Suche nach einem Händler in der Nähe, der Zirbenholz anbietet, wurde ich auch bald fündig. Der Blick in die Preisliste auf deren Webseite hat mich dann eher schockiert! Da versteht man auch gleich, weshalb die Brotkästen, die man im Netz findet, so hochpreisig angeboten werden.
Beim Aufmaß aufgrund der vorgegebenen Maße war schnell klar, das wird eng mit einem Brett, viel Verschnitt kann man sich nicht leisten.

Beim Holzhändler dann zuerst mal die ernüchternde Ansage, dass zur Zeit keine Zirbe auf Lager ist. Wir wurden auf die nächste Woche vertröstet.
In der nächsten Woche hat es dann tatsächlich geklappt und ich bekam sogar die Möglichkeit, mir das Brett aus dem frisch gelieferten Stapel selber auszusuchen.
Gut 10-12 Bretter habe ich mir angeschaut, bis ich eines gefunden habe, das meinen Anforderungen nach wenig Verschnitt entsprochen hat. Unfassbar, wie viele Astlöcher oder Risse da drin sind, ich kann mir nicht so wirklich vorstellen, dass sich jemand z.B. eine Zimmerdecke oder eine Wand mit dem Holz vertäfelt, das ist quasi unbezahlbar, oder man muss die Astlöcher ausbohren und einen Dübel reinsetzen. Die Bretter haben Nut und Feder.

Als ich vom Dachstuhl des Holzlagers Heruntersteige, entdecke ich noch eine ca. 80cm lange Eschenholzbohle mit ca. 5cm Dicke und 20cm Breite. Die nehme ich auch noch mit. Wenn das Zirbenholz nicht reicht, dann mache ich daraus den Deckel – soweit die Idee dazu.
An der Kasse bekommen wir einen deutlich günstigeren Tagespreis, als in der Preisliste auf der Webseite ausgewiesen, die Eschenbohle geht als Rest durch und kostet unter 5 Euro.

Der Zuschnitt

Aufgrund des Holzpreises überlege ich mir sehr genau, wie ich das Brett zuschneide. Den Rohzuschnitt mache ich mit weniger als 2cm Übermaß. Dann säge ich an der Tischkreissäge die Nut und die Feder möglichst knapp ab, um so viel Material wie möglich übrig zu haben. Die Bretter teile ich dann nochmal der Länge nach, um si es päter wieder zusammen zu leimen und das Werfen des Holzes zu minimieren.
Vorher habe ich das ganze Brett mit dem Dickenhobel auf 16mm herunter gehobelt – einerseits, um auch auf der Rückseite eine glatte Fläche zu bekommen, andererseits, um den Innenraum möglichst groß zu halten – die Außenmaße sind ja gesetzt.

In die einzelnen Leisten fräse ich Dominos ein und leime diese dann zusammen, bevor ich sie auf die endgültige Länge zuschneide.

Nachdem das Material doch sehr knapp ist, habe ich meine Idee umgesetzt, und die Klappe vorne aus Eche gemacht. Dazu habe ich ein paar Streifen von der Bohle abgeschnitten, mit der Hobelmaschine abgerichtet und ebenfalls auf 16mm herunter gehobelt und ebenfalls verleimt.

Der Bau

Während der Leim trocknet, überlege ich mir, wie ich den Kasten zusammen baue. Ich komme zu dem Schluss, dass ich die Ecken verzinken will – die einfache Version mit der Kreissäge. Habe ich bisher noch nie gemacht, deshalb muss ich mir erstmal eine Vorrichtung bauen und mache ein paar Tests mit Brennolzbrettchen.

Na ja, mit dem Zirbenholz funktioniert es dann nicht so wie mit den Fichtenbrettchen, weshalb ich eine Zinkenreihe abschneiden und das Brett mit Restmaterial wieder verlängern muss. Der zweite Versuch funktioniert dann.

Die Rückwand will ich nicht einfach stumpf einsetzen. Ich entscheid mich dafür, die Kanten im 45 Grad Winkel abzusetzen und so die Rückwand quasi ‚unsichtbar‘ auf Gehrung einzusetzen.

Bevor ich alles zusammenleime stecke ich es natürlich erstmal zusammen. Eigentlich gehört in den Brotkasten noch ein Gitter, was bei den Angeboten im Internet in der Regel aus ca. 2-3cm breiten und 2mm dicken Leisten besteht. Ich nutze dafür die Reste der Nut und Federn, die ich vom ursprünglichen Brett abgeschnitten habe.
Dazu schleife ich die einzelnen Leisten erstmal mit einer feinen Körnung, dann kleibe ich sie mit Kreppband zusammen, schneide sie so auf Länge und kerbe sie an 3 Stellen aus, wo die Querleisten sitzen sollen. So bekomme ich etwas mehr Stabilität in das filigrane Gitter.
Die Länge habe ich um 1 cm länger gelassen als der Innenraum des Brotkastens ist, weshalb ich an den seitlichen Brettern vor dem Verleimen an der passenden Stelle noch eine Nut einfräse.
Die Idee dahinter ist ganz trivial: Der Kasten muss nach Norwegen transportiert werden, ich will einfach verhindern, dass das Gitter im Kasten herumfallen kann und dabei schlimmstenfalls zu Bruch geht.

Nun ist alles soweit vorbereitet, dass ich den Korpus verleimen kann. Ich nutze dazu – weil ich grad nichts anders da habe – wasserfesten Weißleim und habe alle Mühe, die vielen Zinken zusammen zu pressen, bevor der Leim abbindet. Die Teile haben zwischenzeitlich rund eine Woche gelegen und sich trotz auftrennen und wieder zusammen leimen geworfen – was die Sache zusätzlich erschwert. Notiz an mich selbst: Zirbe ist deutlich schwerer in den Griff zu kriegen als normale Kiefer!
Die Zinken habe ich gut 1mm länger gelassen, so dass ich sie hinterher glatt schleifen kann.

Die auf Gehrung eingesetzte Rückwand verzinke ich mit diagonal eingesägten Eichenholzstreifen. Eine Vorrichtung dazu habe ich mir bereits vor geraumer Zeit gebaut.

Die Klappe

Während der Leim trocknet, überlege ich mir, wie ich das mit der Klappe löse. Als ich die Eschenstreifen zusammengeleimt habe, hatte ich die Idee, die Klappe auch als Schneidbrett nutzen zu können und sie dafür abnehmbar zu machen.
Die erste Idee war in den Deckel unten auf der ganzen Länge eine Nut einzufräsen, die sich dann in einen Rundstab aus Holz einhängt.
Weil der Durchmesser des Rundstabs dann doch ziemlich klein sein müsste und ich Bedenken hatte, dass der bricht, wollte ich den in Messing ausführen.
Letztendlich habe ich es dann aber ganz anders gelöst.

Damit der Deckel aufklappen kann, braucht es ein Scharnier. Schon recht früh kam mir die Idee, hierfür links und rechts zwei Angeln anzuleimen. Die habe ich aus einem Stück Wurzelholz eines Flieders hergestellt, den ich bei uns im Garten ausgegraben habe. Für diese beiden Angeln habe ich dann Nuten in den Brotkasten gefräst und die dort eingeleimt.
Als Stifte habe ich dahinein Kupplungsmuttern eingeschraubt.
Am Deckel habe ich unten Aussparungen für die Angeln angebracht, die Kante mit dem Viertelstabfräser abgerundet und dann Bohrungen gesetzt, die die Kupplungsmuttern aufnehmen.

Damit man den Deckel lösen kann, habe ich im 45 Grad Winkel von unten eine Nut eingefräst und die dann von Hand soweit vergrößert, bis man mit leichtem Druck die Klappe ein- und ausschnappen kann. Das ist auch der Grund, weshalb ich hier diese Kupplungsmuttern verwendet habe und keine Holzdübel.

Letztendlich habe ich dann noch ein paar Griffmulden angebracht, um den Deckel vom Boden anheben zu können, und um den Deckel zu öffnen, wenn der Kasten zuist.

Der Verschluss

Den hätte ich ganz vergessen. Natürlich hält der Deckel nicht einfach so zu. Ich habe mir lange überlegt, wie ich das realisieren kann, dass der Deckel zu bleibt, ohne dass man einen Wirbel oder ähnliches verwenden muss.
Letztendlich habe ich mich für Neodym-Magneten entschieden.
Dafür habe ich 3mm breite Nuten gefräst, die Magneten eingelegt und die Nut dann oben mit einem Holzstreifen wieder zugeleimt. Würde man das gleiche Material nehmen, wären die Fräsungen kaum wahrzunehmen.

Letzte Arbeiten

Wie meistens bei Holzarbeiten ist die letzte Arbeit das Schleifen und die Holzversiegelung. In diesem Fall habe ich alle Teile geschliffen, aber nur den Eschenholzdeckel und die beiden Fliederholz-Angeln mit Leinöl behandelt. Das Zirbenholz habe ich unbehandelt gelassen, damit das Pinosylvin austreten kann.