Alpenpokal Peissenberg – Dernière in rot

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Normalerweise findet der letzte Lauf der Alpenpokalserie in Sulzberg statt. Dieses Jahr ist vieles anders. Normalerweise richtet der MC Peißenberg die Auftaktveranstaltung aus. Nicht so in diesem Jahr. Da kamen die Trialer erst nach dem Alpenpokalwochenende in Steingaden nach Peißenberg. Dafür gibt es diesmal hier einen zweiten Wettbewerb, der gleichzeitig auch die Alpenpokal-Saison beendet. Grund dafür ist das 40jährige Bestehen des Vereins, der dann am Abend zusammen mit Sportkollegen aus den anderen Vereinen nach der Siegerehrung gebührend gefeiert wird. Aber alles der Reihe nach ..

Mein Wettbewerbsjahr sieht heuer ziemlich mau aus. Um so mehr freue ich mich, dass ich heute Zeot für den Lauf in Peissenberg finde. Heute muss ich etwas früher raus, ich hatte noch keine Zeit, den Dreck des letzten Trainings abzuwaschen und so will ich meine Fantic bei der technischen Abnahme nicht präsentieren. Deshalb führt mich der Weg erstmal Richtung Esting zum Waschcenter. Sonntag so früh morgens ist auch hier schon was los, allzu lange anstehen brauche ich jedoch nicht. 5 Minuten später ist die schwarze Italienerin blitzblank und wieder im Auto verstaut.

Den Weg nach Peissenberg kenne ich bereits aus den vergangenen Jahren, kaum eine Stunde später rolle ich beim Veranstaltungsgelände ein. Man kennt sich. Die Trialfamilie ist überschaubar, ich werde freundlich gegrüßt und finde einen Parkplatz unweit meiner Vereinskollegen, die bereits dabei sind, Schutzkleidung anzuziehen und die Motorräder herzurichten. Wir begrüßen uns, bevor auch ich mein Motorrad auslade und die Schutzkleidung anlege.

Das Warmfahren verbinde ich damit, zu den Sektionen 1-3 zu fahren und mir die mal – natürlich zu Fuß – anzusehen (Befahren der Sektionen vor dem Wettbewerb führt zur Disqualifikation). Im Großen und Ganzen sind sie ähnlich wie im letzten Jahr, dennoch schaffen es die Veranstalter generell, auf dem gleichen Fleck immer wieder neue Spuren zu definieren. Und man merkt auch, dass diese im Lauf der Jahre immer schwieriger werden. Letztes Jahr lief die rote Spur von der Einfahrt bis zur Hangkante, dann links an dieser entlang um einen Baumstumpf und über eine kleine Stufe zum Sektionsende. Diesmal muss ich den Hang runter, unten auf engen Raum wenden und den Hang wieder hoch, dafür lasse ich den Baumstumpf im wörtlichen Sinn links liegen.

Nach dem Warmfahren nenne ich für den Wettbewerb und zahle mein Startgeld ein. Die Fantic bekommt auch den Segen der Prüfer bei der Fahrzeugabnahme, worauf ich sie im Parc fermé abstelle. Die Zeit bis zur Fahrerbesprechung nutze ich für ein paar Dehnübungen und für Gespräche. Die  Fahrerbesprechung beginnt mit der Begrüßung und dem Hinweis, dass auch diesmal trotz veränderter Jahreszeit Kaiserwetter hat – wie bisher zu jeder Veranstaltung. So lange bin ich noch nicht dabei, aber wenn  ich mich zurück erinnere, dann muss ich dem Sportleiter recht geben: Es hatte immer supertolles Wetter.

Los gehts ..

Das Ende der Fahrerbesprechung läutet gleichzeitig auch den Start des Wettbewerbs ein. Obwohl ich mein Motorrad in der Nähe des Ausgangs geparkt habe, fahre ich erst ziemlich zum Schluss durchs Tor, denn ich stand bei der Fahrerbesprechung so, dass das Feld der Fahrhungrigen genau zwischen mir und meinem Mopped hindurchströmt. Macht aber auch nichts. Ich beginne die Wettbewerbe immer ohne Hast, 3 Stunden Fahrzeit reichen aus, um nicht in Hektik ausbrechen zu müssen.

Außerhalb des Parc fermé bekomme ich meine Rundenkarte und fahre direkt zur Sektion 1. Hier stehen auch noch nicht so viele Fahrer an, deshalb reihe ich mich ein und gehe die Sektion zu Fuß noch einmal ab, wobei ich mir die Linie einpräge, die ich fahren will. Dabei laufe ich jeweils nach einem Starter in die Sektion, um diesem nicht im Weg herum zu laufen. Wenn welche in meiner Klasse vor mir dran sind, dann lerne ich auch aus deren Er-fahrungen und kann notfalls meine Linie nochmal überdenken.

Als ich dann an der Reihe bin, rolle ich extrem langsam den steilen Hang hinab, so komme ich mit ruhigem Fahrzeug unten an, fahre am Absperrband entlang eine Kehre und lege die Fantic leicht hangwärts, während ich gemäßigt Gas gebe. Etwas wackelig zwar, aber ohne einen Fuß zu setzen komme ich oben an und auch bis zum Sektionsende. Null Fehlerpunkte in der ersten Sektion, das ist schon mal ein guter Anfang.

Die zweite Sektion schaut schlimmer aus, als sie sich fährt: Eine kurze Abfahrt schräg zum Hang, dann über ein Hindernis, dahinter eng um einen Baum herum und den Hang in einer leichten Kurve wieder nach oben. Hier macht sich mein Gleichgewichtstraining bezahlt, so dass ich quasi in ‚Schleichfahrt‘ enge Stellen gebacken bekomme, ohne dass das Vorderrad wegschiebt.

Die dritte Sektion  ist fast gleich zum letzten Mal, nur dass es diesmal gleich am Eingang der Sektion im 90 Grad Winkel nach links weg geht. Die vierte Sektion ist die lange Hangauffahrt. Beim letzten Mal musste ich einfach nur rein und dann gerade hoch, diesmal ist gleich an der Einfahrt eine ‚Schikane‘ eingebaut. Kurz links den Hang hoch um einen Baumstumpf, dann wieder runter und dann im losen Untergrund die Kurve in die Auffahrt. Immer noch keinen Strafpunkt kassiert – ich bin zufrieden mit mir.

So läuft es auch mit den restlichen Sektionen, ich kann meine Rundenkarte mit 0 Strafpunkten abgeben. Während die neue Karte für die neue Rundenkarte vorbereitet wird, bekomme ich von den beiden netten Damen Gummibärchen angeboten. Wir haben Spaß zusammen.
Ebenso gut wie in der ersten Runde läuft es auch in der zweiten und in der dritten Runde. Als ich die letzte Karte abgebe, kann ich es selber kaum fassen: Ich habe den kompletten Wettbewerb ohne einen Strafpunkt absolviert!
Ich bin damit aber nicht alleine. Auch Laura hat den Wettbewerb souverän ohne Fehlerpunkte absolviert. Der Greg freut sich sehr darüber und zaubert für den ganzen Laura-Fanclub T-Shirts aus dem Ärmel, was der Laura offensichtlich erstmal peinlich ist. Hilft aber nichts, wer gute Leistung bringt, wird auch gefeiert.

Ich verlade meine Fantic und hole die Kamera heraus, in Kürze starten die ‚hohen Spuren‘ und mit Markus und Elias haben wir auch dort zwei Starter. Elias kommt mit der Straßenmaschine gerade so rechtzeitig an, als zur Fahrerbesprechung aufgerufen wird. Wie immer versuche ich, für die Beiden ein par Action-Fotos als Erinnerung zu schießen.

Zur Siegerehrung kann ich diesmal nicht bleiben, weil ich zu Hause noch etwas erledigen muss. Diese findet erst Abends statt, im Rahmen der Jubiläumsfeier. Greg wird mir den Pokal mitbringen.

 

Alpenpokal Endlauf Peissenberg
Alpenpokal Endlauf Peissenberg

 


Resümee

Nachdem dies vorerst mein letzter Wettbewerb in der roten Spur war, ist es Zeit, mal zurück zu blicken. Im Juli 2015 habe ich mir die kleine Fantic gekauft und sie wieder fahrbereit gemacht. Im August war ich mit ihr zum ersten Mal im Enduropark Augsburg zur Jungfernfahrt (vorher bin ich nur ein paarmal im Hof auf und ab gefahren). Weil der Enduropark für mich nur am Samstag zu nutzen ist der witterungsbedingt auch nicht jeden Samstag offen hat, bin ich am 19.09.2015 kurzentschlossen nach Rosenheim gefahren und habe mich beim dort stattfindenden Klassik-Trial angemeldet.  Ziemlich blauäugig war das schon und ich war eigentlich noch weit davon entfernt, einen Wettbewerb bestreiten zu können.
Der ‚Trial-Familie‘ dort, war das aber egal, ich wurde aufgenommen, als ob ich schon immer dazugehört habe. Spätestens da habe ich mich mit dem Virus infiziert.

Auch bei den MCA-Trailern wurde ich herzlich aufgenommen und habe in dem Verein meine Heimat gefunden. Die Trainer Andreas, Greg und vor allem der Jacek  werden nicht müde mich anzuleiten und Stück um Stück voran zu bringen. Ein herzliches Dankeschön dafür!
Bei den verschiedenen Wettbewerbs-Serien treffe ich immer auf die selben Leute, man kennt sich, man unterstützt sich gegenseitig und lernt voneinander. Beim Alpenpokal sind es z.B. der Thomas Buffler und der Alex Knebel, die mit mir zusammen das Oldie-Team in unserer Klasse bilden. Wir steigen in der nächsten Saison auch gemeinsam auf in die schwarze Spur – ich freu mich schon drauf!

Ich kann diesen Sport nur jedem empfehlen – egal in welcher Altersklasse. Ich habe erst mit 53 Jahren damit angefangen. Klar war mir dabei von vorne herein, dass ich dem Toni Bou keine Konkurrenz machen werde. Aber Konkurrenz ist es ein Begriff, der beim Trialsport sowieso nicht so wirklich fühlbar ist. Sicher, am Ende des Wettbewerbs oder der Serie gibt es Platzierungen.  Während des Wettbewerbs kann man aber nicht selten beobachten, dass die ‚Konkurrenten‘ gemeinsam die Sektion abgehen, die richtige Spur besprechen oder sich gegenseitig als Fänger zur Verfügung stehen. Im Prinzip fährt jeder gegen sich selbst und am Schluss entscheidet sich, wer das am besten hinbekommen hat 😉