Freitag, 29.08.2014 Busteni – Berca

Während ich wirklich gut geschlafen habe, war Elisabeth wohl des öfteren wach. Ihr war es zu kalt, dafür konnte sie den tollen Sternenhimmel genießen.
Kurz vor Sonnenaufgang werde ich wach. Leider stehen wir hinter einem Hügel, so dass die von uns abgewandten Berge schon golden erstrahlen, lange bevor die Sonne bei uns über den Hügel kommt.
Nachdem ich ein paar Fotos gemacht habe, setze ich den Benzinkocher in Gang, ein heißer Tee weckt die Lebensgeister. Danach fahren wir nochmals hoch zum Parkplatz, außer ein paar Kühen ist dieser noch werwaist. Das erhoffte Bild von der Sphinx klappt leider auch nicht so recht. Ich drehe und wir fahren den Berg hinab.
Unten beim Abzweig halte ich mich rechts, in Richtung der Höhle, die wir heute anfahren wollen. Die Straße ist nur zum Teil asphaltiert, endlich bekommt der Libero mal ein artgerechtes Terrain. Ein LKW kommt entgegen und bedankt sich für das Ausweichen. Ab und an steht ein Auto am Wegesrand – die Pilzsucher sind früh unterwegs. Die Straße windet sich den Berg hinab, bis wir schließlich ins Tal kommen und einen Stausee erreichen. Das muss der Lacul Bolboci sein, an dem ich im Frühjahr auch schon war, überlege ich mir. Bekannt kommt es mir trotzdem nicht vor. Im März lag hier noch Schnee. Wir fahren am Seeufer entlang, bevor die Straße in einen weiteren Schotterweg einmümdet. Diesen folgen wir noch ein paar Kilometer, bis sich eine Wiese auftut, auf der einige Zelte stehen. Hier müssen wir rechts abbiegen und den Fluss überqueren. Wenige Kilometer Schotterpiste später erreichen wir unser Ziel: Das Kloster Peștera Ialomiței, wo wir den Libero parken und die Wanderschuhe anziehen. Von hier aus geht es über einen Fußweg zur Peștera Ialomiței, einer Höhle, vor die ein Kloster gebaut ist. Die Höhle wird gerade restauriert, weshalb es bei der Besichtigung der gemauerten Komponenten bleibt.
Auf dem Rückweg gönnen wir uns ein Schälchen Himbeeren, die von einem alten Paar am Wegesrand verkauft werden. Ein Bettler bekommt auch ein paar Lei und spricht Elisabeth einen Segen hinterher.
Diesmal biegen wir nicht in den Weg ein, der uns über den Berg zurück nach Sinaia führt, sondern folgen der Straße geradeaus, die ich im März via Jeep befahren habe. In einer Kehre stehen ein paar Autos, ein Korb voller Steinpilze steht daneben. Wir halten an und fragen, ob es die käuflich zu erwerben gibt. Na klar, erhalten wir als Antwort – 10 Euro pro Kilo. Ein Preis, den Elisabeth in Ordnung findet, worauf die eine Schüssel herbeiholt. Wir suchen uns eher die kleineren Steinpilze aus, der größte alleine wiegt wohl schon über 2kg. Dass Elisabeth ohne nachzuverhandeln mit den 10 Euro einverstanden ist, freut die Männer so sehr, dass sie immerzu weitere Steinpilze in die Schüssel legen. Am Schluss sind es wohl fast 2kg Bruttogewicht. Geschätzt – denn eine Waage hat niemand dabei. Alles sind hochzufrieden, der Kumpel klopft unserem Verkäufer anerkennend auf die Schulter und Elisabeth meint, zu Hause hätte sie das vierfache bezahlt. Ein Geschäft, bei dem es nur Gewinner gibt.
Bei der Cheilor Tatarului mit Grota Ursului (Bärenhöhle) halten wir für einen Fotostop, dann scharrt der Libero mit den Rädern – Schotter satt. Elisabeth lässt mich gewähren, obwohl sie wahrscheinlich lieber den bekannten Weg zurück genommen hätte. Wir brauchen um einiges länger, aber es macht irre Spaß, den Libero im unwegsamen Geläuf zu bewegen.
Dann durchfahren wir das Dorf Glod, in dem der Film ‚Borat‚ gedreht wurde. Ab hier wechselt der Straßenbelag wieder zu Asphalt. Rechts neben und liegt ein breites Flussbett, in dem die Leute nach flachen Kieseln suchen, die sie zum Pflastern der Hofeinfahrt und auch zum Verkauf sammeln. Ein kurzer Stop noch, um ein paar Hunden einen vollen Magen zu bescheren, dann nehmen wir die serpentinenreiche Strecke über den Berg. Der LKW vor uns kann aufgrund des Gegenverkehrs nicht so weit ausholen, wie er eigentlich müsste, folgedessen rollen die rechten drei Achsen des Aufliegers im Straßengraben um die Kehre.
In Sinaia biegen wir rechts ab und fahren in südlicher Richtung. Die Straße ist gut befahren, wir kommen dennoch gut voran. In Ploiești wechseln wir auf die E577, machen einen kurzen Einkaufsstop in einer Mall, um unser Pilzgericht mit den passenden Zutaten zu ergänzen. Der nächste geplante Stop ist Berca, wo wir ein weiteres Mal die Schlammvulkane besuchen wollen. Die großen davon hat Elisabeth noch nicht gesehen. Wir sind schon relativ spät dran, Elisabeth hat Bedenken, dass die vielleicht schon zu haben. Ich beruhige sie: Selbst wenn das Kassenhäuschen geschlossen hat, das Gelände ist nicht umzäunt, zu sehen kriegen wir dieses Naturschauspiel allemal.
Dort, wo der Wegweiser uns nach links schicken will, fahren wir geradeaus weiter. ein kurzes Stück der Straße ist hier geschottert, dann wird der Untergrund zu einer rauhen Betonpiste. Den Parkplatz, der für die Besichtigung der Vulcani noroioși eingerichtet ist, lasse ich rechts liegen. Im März habe ich zufällig einen Feldweg gefunden, der direkt bis vor den Eingang führt. Elisabeth ist skeptisch, als ich in den unbefestigten Weg einbiege, der recht steil nach oben führt. Als dann zwischendrin eine Stelle kommt, wo die beiden Spuren sehr tief ausgewaschen sind, überlegt sie kurz, auszusteigen. Dann holt sie tief Luft und stellt sich der Herausfoderung tapfer. Ich schalte vorsorglich den Allradantrieb zu, um zu verhindern, dass die Hinterräder durchdrehen und wir so in die Rinnen rutschen. Dann fahre ich dazwischen hoch, was nicht allzu leicht ist, denn der Libero ist vom Radstand her schmäler als das Fahrzeug, was die Spur gemacht hat.
Wir schaffen es aber problemlos den Berg hinauf und finden dort zwei alte Ladas geparkt, die den Weg ebenso genommen haben müssen, es gibt keinen zweiten hier hoch. Ich bin beeindruckt.

Wir kaufen uns zwei Tickets und treten ein in eine surreale Welt, die man mit Worten kaum beschreiben kann. Das Areal ist riesig, wir brauchen eine geraume Zeit, bis wir uns satt gesehen haben und den Rückweg antreten. Dazu müssen wir natürlich wieder über die Problemstelle – diesmal bergab. Aber auch das klappt prolemlos, wenn man es mit kühlem Kopf angeht. Am Parkplatz biege ich ein, will fragen, ob es einen Campingplatz in der Nähe gibt. Na klar, hier ist ein Campingplatz, meint der Besitzer. 20 Lei zahlen wir für uns und unseren Libero für die Nacht, duschen kostet je 5 Lei extra. Wir überlegen nicht lange und sagen zu. Kaum, dass ich den Libero auf dem von uns ausgewählten Platz abgestellt habe, verschwindet Elisabeth in der Dusche. Ich bereite derweil unser Abendessen zu. Nachdem wir das genossen haben – ich habe noch nie im Leben so viel Steinpilze auf einmal gegessen – gehe ich duschen. Danach unterhalte ich mich noch einige Zeit mit zwei Motorradfahrern, die zum ersten Mal in Rumänien unterwegs sind. gegen 23:00 Uhr gehe auch ich ins Bett, Elisabeth schläft schon fest.