Samstag, 30.08.2014 Berca – Donaudelta

Ich bin schon ein wenig länger wach, bevor ich aus dem Libero schlüpfe. Pünktlich zum Sonnenaufgang, den ich mit der Kamera dokumentiere. Außer mir ist nur der Campingplatzbesitzer auf den Beinen, der sorgt schon wieder für Sauberkeit. Ein freundlicher Gruß, dann macht er sich auf den Weg, die Müllsäcke entlang des Wegen hoch zu den Schlammvulkanen auszutauschen.
Als ich von meiner kleinen Wanderung zurück komme, ist Elisabeth auch wach. Schnell ist der Benzinkocker angeworfen und wenig später gibt es Tee und frisch gekochte Eier zum Frühstück. Der Platz ist ansonsten noch immer ziemlich unbelebt. Erst als wir zusammenpacken, regt sich mehr. Wir verabschieden uns von den beiden Motorradfahrern und vom Platzbesitzer, der sich über unser Lob sichtlich freut.
Der Weg führt uns zurück nach Berca, dann ziemlich genau nach Osten. Vorbei an Ölförderpumpen durch eine weite Ebene. Wann immer wir eine Ortschaft durchqueren, lächeln viele beim Anblick des Libero oder winken uns zu. Das Auto macht einfach Spaß – nicht nur uns. Der ein oder andere Fotostop muss sein, damit wir später ein paar Erinnerungen an den kleinen bunten Allradler haben.

In Brăila fahren wir an einer Kirche vorbei, ein leerer Parkplatz läd dazu ein, diese auch mal zu besichtigen. Als wir auf die Kirche zugehen, kommt ein junger Mann auf uns zu und fragt, ob wir die Kirche ansehen wollen. Na klar, wenn wir schon gefragt werden. Er bringt uns zu einem Kellerabgang. Dort befindet sich eine Trauergemeinde, die uns zu verstehen gibt, dass wir nicht reingehen sollen. Der junge Mann ermuntert uns dazu. Wir tun es, er führt uns zu einer Nonne, die ich frage, ob wir die Kirche ansehen können. Sofort holt sie den Schlüssel und geht mit uns zum Eingangsportal. Die Kirche ist noch nicht fertig gestellt, ein Gerüst steht im Inneren. Dennoch ist sie eindrucksvoll. Als wir zum Ausgang gehen lehnt die Nonne eine Spende ab, die Elisabeth ihr in die Hand drücken will. Wer diese Kirche ansehen mag, der braucht nicht dafür zu bezahlen, meint sie.
Wir beschließen, mal ins Zentrum zu fahren und finden auch gleich den zentralen Park. Der Libero bekommt Schatten unter den Bäumen des Traiansplatzes, wir bestaunen die im Führer beschriebene Uhr und schlendern dann durch die Fußgängerzone. Der Reiseführer hat nicht zu viel vesprochen. Die alten Häuser sind wirklich sehenswert und auch der Empfehlung nach dem besten Restaurant folgen wir, bei uns gibt es aber ’nur‘ eine landestypische Süßspeise. Am Nebentisch trifft sich gerade eine Gruppe aus der ganzen Welt, die den 50. Jahrestag ihres Uni-Abschlusses feiern. Frisch gestärkt setzen wir unsere Stadterkundung fort, die wir am Theater beenden. Der Park ist mittlerweile gefüllt mit mehreren Hochzeitsgruppen. Während die Brautpaare fotografiert werden, sitzen die Gäste mehr oder weniger gelangweilt auf den im Schatten stehenden Bänken und warten auf die Fortsetzung der Feier.

Wir setzen unsere Fahrt fort, die uns per Fähre erstmal über einen Seitenarm der Donau bringt. Der riesige Katamaran wird gerade beladen, so können wir direkt an Bord fahren und werden auf einen Stellplatz eingewiesen. Die beiden Leute an der Kasse diskutieren miteinander, in welche Kategorie Fahrzeug unser Libero wohl eingestuft wird, bevor sie uns den Betrag nennen: 22,75 Lei bezahlen wir für das Auto und uns.
Nachdem wir die Fähre verlassen haben, führt uns die Straße für ein paar Kilometer am Ufer entlang, bevor sie uns in die Berge bringt. Dieses, dem Eismassen der Eiszeit trotzende Granitgebirge begeistert uns. Immer wieder haben wir das Gefühl, dass wir vorbei wären, dann tauchen wiederum neue Berge auf.
in Isaccea steht am Straßenrand eine kleine Moschee aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Besichtigen kann man sie nicht, aber von außen fotogafieren möchte ich sie. Als ich anhalte und aussteige, kommen ein paar Kinder herbeigelaufen und geben mir zu verstehen, dass wir ein schönes Auto haben. Gerade, als ich das letzte Bild der Moschee mache, kommt ein Mann auf mich zu und spricht mich in gebrochenem Deutsch an, das es nicht gut ist, die Moschee zu fotografieren. Ich verstehe erst nicht, was er von mir will. Er meint, es wäre verboten und ich müse 100 Euro zahlen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich das anders sehe und möchte wissen, wo ich das nachlesen kann, dass dieses verboten ist. Er sagt, er ruft die Polizei. Gerne sage ich ihm, ich warte, bis die Polizei kommt. Ich habe keine Probleme mit den Behörden. Immer wieder versucht er mir klarzumachen, dass ich 100 Euro zu zahlen hätte. Es wäre von Seiten der Muslime verboten, eine Moschee zu fotorafieren. Ich antworte ihm, dass ich schon viele Moscheen in der ganzen Welt fotografiert habe und dass auch der jeweilige Muezzin nie ein Problem damit hatte. Dass ich in Constanța sogar schon aufs Minarett durfte. Er ruft die Polizei an, meint er wieder. Ich sage ihm, da können wir bestimmt hin laufen. Nein, die wäre 300km weit weg. Ich erkläre ihm, dass ich schon oft genug in Rumänien war um zu wissen, dass in jedem Dorf ein Polizist stationiert ist und dass er mir seinen Namen sagen soll, ich rufe gerne selber bei der Polizei an. Daraufhin verabschiedet er sich plötzlich mit ‚Servus‘ und verschwindet dahin, woher er gekommen ist.

Wir setzen unseren Weg nach Tulcea fort, der uns auch weiterhin über Berge und Täler führt. In Tulcea halten wir kurz, um das Navi auf einen Campingplatz einzuschwören. Während der 20km dahin taucht die Sonne langsam über den Horizont ab und den Himmel in ein glühendes rot. Was für ein Schauspiel.
In … angekommen, finden wir den Campingplatz auch sofort. Schnell werde ich mit dem Besitzer handelseinig und wir erledigen die Formalitäten. 3,50 Euro pro Person und 2 Euro für unseren Kleinwagen, das erscheint uns fair. Wir fahren nochmal vom Platz, denn wir wollen noch in das Fischrestaurant, um zu Abend zu essen. Ruck zuck sind wir dort – da hätten wir auch zu Fuß gehen können. Wir bleiben draußen sitzen, brauchen dafür aber ein wenig chemische Unterstützung zur Mückenabwehr. Einer der Gäste spricht uns auf deutsch an. Wie wir später erfahren lebt der Bukarester mittlerweile in Deutschland, seiner Deutsch-Rumänischen Mutter hat er die Zweispachigkeit zu verdanken.
Zurück am Campingplatz entscheiden wir uns für den Stellplatz unter den Bäumen. Minuten später ist alles umgeräumt und wir schlafbereit. Ein traumhafter Sternenhimmel breitet sich über uns aus und wir diskutieren darüber, ob der leuchtende Punkt, der recht schnell über uns hinweg zieht, die ISS sein könnte. Müde und zufrieden schlafen wir bald darauf ein.