28.01.2017 Urzelnlauf in Großschenk (Cincu)

Historie des Urzelnlaufens

Das traditionelle „Urzelnlaufen“ (Carnavalul Lolelor) stammt aus dem Spätmittelalter. Die Wurzeln dieses Brauchtums liegen in der Stadt Agnetheln (Agnita). Mit der massiven Emigration der Siebenbürger Sachsen aus Rumänien ist der Brauch dann verschwunden. Diese – ursprünglich sächsische – Gepflogenheit bezieht die Zunfttraditionen des Mittelalters mit ein, sie stellt die traditionellen Handwerke vor, symbolisiert das Verjagen des Winters und markiert in einem raffiniert humoristischen Zusammenhang den Übergang in ein neues Jahr.
Nur wenige Orte in Siebenbürgen hatte eine solche Faschingstradition und die Großschenker hatten eine ganz speziellen, einmaligen Brauch. Die Urzeln mit dem Narrengericht zogen durch die Gemeinde und gaben in Reimen lustige und peinliche Geschichten aus dem Ort wieder, die sich im Jahr davor zugetragen hatten. Die neugierigen Einwohner kamen auf die Straße und bewirteten die Urzeln mit Krapfen (Hefegebäck) und verschiedenen Getränken und hofften sich nicht in den Geschichten wiederzuerkennen. Am Abend fand dann ein großer Urzelball in dem Gemeindesaal statt.(1)
In Großschenk (Cincu) gibt es das Urzeln wahrscheinlich seit dem Spätmittelalter (1250-1500). Im Jahr 1941 wurde der Brauch kriegsbedingt verboten. 1969 dann wurde er wieder zugelassen und durchgeführt, wobei die Auswanderungswelle dann letztendlich dafür sorgte, dass er erneut einschlief. Der letzte Urzellauf mit Narrengericht in Großschenk fand 1994 statt und wurde mit der Großschenkerin Hedda Wonner auch durch das Fernsehen begleitet. Später kamen dann die Agnethler Urzeln ab und an zu Besuch nach Großschenk.
In Augsburg wurde/wird der Brauch von den Auswanderern gepflegt. Dort finden jedes Jahr Urzelnläufe statt.

Wiederbelebung

Eine kleine Gruppe um Martin Mertensacker und Mihai Gottschling arbeiten daran, das Brauchtum der Siebenbürger erneut aufleben zu lassen.  Auch wenn die Kultur der Siebenbürger Sachsen vor allem deshalb 850 Jahre überstanden hat, weil die Bräuche unverändert blieben, so ist es nun notwendig, Kompromisse zu finden. Zu wenige Sachsen sind übrig geblieben. So wird die Veranstaltung z.B. zweisprachig durchgeführt. Nur so findet man eine Basis, das Brauchtum auch künftig fortzuführen. Das dies ein Erfolgsmodell ist, zeigt sich auch in vielen Trachtengruppen, die schon lange nicht mehr ausschliesslich  aus den Ethnien bestehen, denen die Tracht zuzuordnen ist.
Ich habe bei den Aufräumarbeiten bei mir im Haus eine alte Faschingszeitung von 1976 gefunden und sie dem Martin zukommen lassen. Vielleicht ein kleiner Baustein zur Neuauflage dieser Veranstaltung. Ich bin schon sehr gespannt.
Als Termin wurde der 28.01.2017 festgelegt. Traditionell gibt es nach dem Urzelnlauf auch einen Faschingsball im Căminul Cultural. Zur Verstärkung werden auch die Agnethler Urzeln erwartet.

 

Also fix ein Zeitfenster geblockt, einen Flug gebucht und nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht. Da ich meine freie Zeit heuer in die Renovierung meines Hauses stecken will, ist das Zeitfenster nicht allzu groß. Ich fliege am Donnerstag Abend nach Sibiu und am Montag Abend darauf wieder zurück. Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, denn die Tage vor Ort will ich auch nutzen, um ein paar organisatorische Sachen fürs Haus zu klären und die Gelegenheit nutzen, um mich den Großschenkern vorzustellen und diese kennenzulernen.

(1) Quelle: Siebenbürger.de