Donnerstag, 01.07.2010 Schlammpackung satt

Heute rafft sich Peter auf, mal was zu unternehmen. Ob es daran liegt, dass er alle Zeitungen und Zeitschriften durch hat, denen er habhaft werden konnte (das sind eine ganze Menge), oder ob ihn unser Bericht über unsere feudale Pause im Café in Caransebes motiviert hat – egal.
Er fragt, ob wir uns nicht dort im Café treffen könnten, er würde dann mit dem Auto hin fahren. Klar machen wir das, so richten wir unsere Tourenplanung danach aus. Wir nehmen den Weg zum Forsthaus oberhalb von Lindenfeld, passieren den ERM-Punkt TALVAR und Peilen dann den Wegpunkt TALVAC an. Dieser liegt bei einem Forsthaus und schon letztes Jahr war der Weg dorthin recht anspruchsvoll. Dieses Mal klappt es erst mal soweit ganz gut, bis wir ca. 1.500m vor dem Punkt auf eine Kreuzung treffen. Die ist durch die Harvester dermaßen aufgerieben, dass ich erst mal das Motorrad parke und nach einem möglichen Weg suche, wie wir diese Kreuzung überqueren können. Ich finde dann auch eine Linie, die halbwegs fest zu sein scheint. Um dahin zu kommen und um dem knietiefen, lehmigen Schlamm zu umfahren, müssen wir erst nochmal ein Stück zurück den Berg hinauf. Dann fahre ich runter und will mit Schwung in die vorher ausgesuchte Spur fahren. Die verfehle ich leider und komme ca. 20cm zu weit links in die Kreuzung. Dort ist der Lehm sehr weich und die DR sackt sofort ein. Ich steige ab und schiebe sie im ersten Gang durch die weiche Zone, dann kann ich auf dem Motorrad auf der vorher gefundenen Linie die Kreuzung überqueren. Ehe ich das Motorrad abstellen und eine Info geben kann, kommt Urs schon hinterher, noch weiter links. Dabei fährt er die XT so fest, dass sie auch ohne Ständer stehen bleibt. Gemeinsam heben und schieben wir sie raus, Christian kommt mit seinem Reifen problemlos durch, der wirft einfach so viel weichen Dreck hinten raus, bis er auf festen Grund trifft. Knapp 100 Meter weiter das nächste Problem. Wir müssen die ‚Straßenseite‘ wechseln, was aufgrund der tiefen Spurrinnen kaum möglich ist. Ein paar Waldarbeiter kommen vorbei und beobachten wortlos, wie wir mit herumliegenden morschen Stämmen und Ästen die Spurrinnen auffüllen, so dass wir die Motorräder drüber fahren können. SO kommen wir dann auch zum Forsthaus. Eigentlich will ich von hier aus in Richtung Tarnova navigieren, gebe aber keinen Wegpunkt ins Navi ein und schau auch nur flüchtig in die Karte. Natürlich nehme ich den falschen Weg, was ich aber erst merke, als wir schon fast unten im Tal sind. Wir erreichen den ERM-Punkt SECU und von da aus am südlichen Ufer des Lacul Secu kommen wir nach Resita. Auch wenn nicht geplant, eine schöne, kurvige Asphaltstraße – macht auch Spaß. In Resita folgen wir den Wegweisern nach Caransebes, die 58 ist viel befahren und macht auch so nur wenig Spaß. Deshalb biege ich kurz hinter Brebu nach rechts auf eine Schotterstraße ab, die uns durch ein paar Dörfer bringt, dazu viel Fahrspaß und nicht zuletzt erreichen wir so Paltinis, wo wir wieder auf die 58 treffen und wenig später in Caransebes eintreffen. Pünktlich zur verabredeten Zeit erreichen wir den Treffpunkt, Peter ist auch schon da. Während wir bei drückender Hitze durch Caransebes fahren, zeigen sich vor uns schwarze Wolken am Himmel. Während wir im Café sitzen, beobachten wir immer wieder Autos, die aus Süden kommen und die Scheibenwischer anhaben oder nass sind. Das verleitet uns dazu, den Aufenthalt im Café noch ein wenig auszudehnen. Nach zwei Pizzen und einigen Getränken brechen wir dann doch auf. Jeder hat einen anderen Plan, wie wir am Besten zurück fahren. Wir entscheiden uns letztendlich für einen Kompromiss und fahren die gleiche Strecke wie gestern. Vorher tanken wir nochmal und biegen wie gewohnt in Petrosnita von der E70 ab. Über die Schotterpiste geht es nach Slatina Timis und dort auf der hinteren Straße hoch nach Poiana del Mar. Ich fahre voraus und lass die DR einfach laufen. Ab und an warte ich auf die Anderen. Obwohl wir diese Strecke erst gestern gefahren sind, schaut sie heute viel anders aus. Ein Zeichen dafür, dass hier ordentlich Regen nieder gegangen sein muss.
Oben angekommen halten wir uns nicht lange auf, sondern fahren bald weiter nach Matzau. Um diesen Punkt zu erreichen müssen wir einen Hügel erklimmen, was ganz gut funktioniert. Dann geht es wieder leicht bergab, Urs meint, hier kommt er nimmer hoch und ob wir nicht umkehren sollten. Ich beschwichtige ihn, es gibt zur Not die Möglichkeit, den glitschigen Weg zu umfahren, der Waldboden ist griffig genug.
Bald darauf erreichen wir die eigentliche Herausforderung. Eine Auffahrt im Wald, die im unteren Bereich auch bei trockenem Wetter eine Herausforderung darstellt. Der TKC80 von Urs und der MT21 von mir sind dem momentanen Zustand der Auffahrt eigentlich nicht gewachsen. Wir versuchen es trotzdem, wobei wir teilweise knapp neben dem Weg den Waldboden nutzen, um die Räder am Durchdrehen zu hindern. Trotzdem ist es nach dem Regen wie Schmierseife. Urs kommt letztendlich mit tatkräftiger Unterstützung von Christian hoch, ich schaffe es, indem ich absteige und die DR mit eingelegtem Gang und gefühlvoller Kupplungshand hochschiebe.
Von Matzau aus fahren wir dann direkt den Weg zum Marterpfahl, hier ist der Boden sandiger und einfacher zu fahren. Ein letztes Matschstück noch und schon sind wir auf der freien Wiese. Nachdem wir noch recht früh dran sind, beschließe ich, noch eine kleine Runde über den Höhenzug zu machen, der Brebu Nou umgibt. Ein paar Hunde freuen sich über die Abwechslung, wir genießen den Ausblick und die Hirten winken uns freundlich zu. Zuhause angekommen stellen wir fest, dass Peter wie erwartet auch schon da ist, versorgen die Stollenpferdchen mit Kettenspray und Motoröl und uns mit dem obligatorischem Ankomm-Getränk. Nach dem Abendessen schauen wir uns die von Urs gemachten Videos auf seiner Kamera an, bevor es Zeit wird fürs Bett.
Obwohl es wieder mal stark geregnet hat, durften wir einen für uns trockenen Tag genießen.