Donnerstag, 06.03.2014 Emmering – Biled

Der Wecker klingelt um halb sechs. Aufstehen, Morgentoilette, anziehen und losfahren – soweit der Plan. In einer halben Stunde sollte das möglich sein, denn das Auto ist beladen, der Hänger mit der XT550 muß nur noch angekuppelt werden. Wenn – ja wenn nicht gerade heute die Scheiben angefroren wären. Der Winter war ja eher keiner, aber heute will er es wissen. Weil Elisabeth auch los will, kratze ich ihre Scheiben auch noch frei und komme dennoch mit der akademischen halben Stunde Verspätung in Fahrt.
Je näher die B471 der Stuttgarter Autobahn kommt, umso voller wird es. auch die Autobahn ist voll – jeder will in die Arbeit, nur ich will weg 😉

Am Hallberger Moos liegt ein Nebelschleier der eher zu einem Morgen im späten August passt als auf den Anfang März. Die Sonne kommt als dunkelorangener Ball über den Horizont, das Licht wird fast vollständig vom Morgendunst geschluckt.

Ich gähne mir die Müdigkeit weg – wie immer bin ich viel zu spät ins Bett und konnte lange nicht einschlafen. Die Vorfreude auf die Reise weckt Energiereserven und so langsam stellt sich Hunger ein. Der muss noch bis Deggendorf warten, so ist der Plan. 160km und gut eneinhalb Stunden später ignoriere ich die Anweisung des Navis und fahre nicht auf die Passauer Autobahn, sondern geradeaus und in die Stadt. Der Veit-Metzger hat zu – da wird gerade renoviert. Aber bei der Tankstelle daneben steht ein Verkaufswagen und ich komme doch an eine Scheibe Leberkäse, groß wie ein Taschenbuch und 3cm dick. Eine Bretzn und eine 0,5l-Flasche Cola dazu, macht zusammen 3,18 Euro. Ich zahle und stelle mich an einen der beiden Stehtische, um das Ganze gleich vor Ort zu verspeisen. Die Luft ist noch kalt aber die Sonne bekommt mehr und mehr Kraft, erinnert ein wenig an Wintermotorradfahren.
Nur mit Mühe schaffe ich es aufzuessen, wenig später starte ich den Motor des Focus und folge diesmal dem Navi auf die Passauer Autobahn. Der Himmel reißt auf uns schenkt mir ein leuchtendes Blau. Dank Freisprecheinrichtung kann ich die Zeit nutzen, um Ulla zu ihrem Geburtstag zu gratulieren. Ich erwische sie noch im Bett, was aber eher daran liegt, dass der Fasching seinen Tribut fordert. Wie immer unterhalten wir uns nett und so zerfließen die Kilometer  zwischen den Rädern wie im Nu. Als ich auflege, habe ich schon das Donautal erreicht, dass sich in dicken Nebel gehüllt präsentiert.
Über die Donaubrücke erreiche ich die letzte Tanke vor der Grenze und halte kurz, um eine Österreich-Vignette zu holen. In Österreich dann noch ein kurzer Tankstopp, dann rollt mein Gespann weiter in Richtung Wien. Gedankenfetzen, über vergangene Reisen auf dieser Strecke, gepaart mit freudiger Erwartung – so darf Urlaub sein.

Im Radio wird das Mittagsläuten einer Kirche gesendet, dazu ein paar Informationen zum Gotteshaus. Ich durchquere gerade den Wienerwald – nein, nicht die Hähnchenbraterei, sondern den grünen Gürtel um Österreichs Hauptstadt. Die Fuhre rollt wie auf Schienen, es war ein guter Entschluss, wieder ein Auto mit Sportfahrwerk zu kaufen. Das macht den Anhängerbetrieb immens stabiler. Als ich die UNterführung bei Schwechat verlasse, drückt schwarzer Qualm über die Trennmauer zur Gegenfahrbahn. Ein Fahrzeugbrand, wie ich wenig später aus dem Radio erfahre. Da ist eine Fahrt aprupt zu Ende gegangen.

Ich wechsle die Autobahn und die Richtung nach Südosten. Kaum bin ich am Flughafen vorbei, reißt der Himmel wieder auf und verwöhnt mich mit strahlendem Sonnenschein. Im Nu habe ich die ungarische Grenze erreicht – da ich sowieso anhalten muss, um eine Matrica zu kaufen, nutze ich die Zeit für ein kleines Mittagessen.  Der Laden, den ich aussuche, hat nur ein einziges warmes Gericht: Orginal ungarische Gulaschsuppe. Ich zögere erst ein wenig, dann sage ich zu. Wenn schon reisen, dann auch landestypisch essen. Ich bereue die entscheidung nicht, es schmeckt ausgezeichnet. Für die Suppe, Brot und einen halben Liter eistee zahle ich 4 Euro. Ob darin auch die Toilettenbenutzungsgebühr mit eingerechnet ist oder ob diese nur bei den Nichtkonsumenten erhoben wird, habe ich nicht eroiert.
Ungarn ist mir eigentlich immer zu lang, zu flach, zu wenig Abwechslung neben der Straße. Heute fliegt es fast an mir vorbei – es ist die erste Lange Tour mit dem Focus und meinem alten Hänger hintendran. Fühlt sich an, als wären beide perfekt aufeinander abgestimmt. Obwohl ich die große Dachbox zum Bersten volll und auch im Koferraum mindestens die erlaubte Zuladung an Hilfsgütern verstaut habe und noch den Hänger mit Motorrad hinterherziehe, braucht der Ford einen guten dreiviertel Liter weniger als sonst.

Der Autobahnring rund um Budapest scheint fertig zu sein, jedenfalls ist die Baustelle weg und die Straße, die ich fahre, ist im Navi noch nicht eingepflegt. Macht aber nichts, hier finde ich mich schon im Schlaf zurecht. Bei Szeget wechsle ich von der M5 auf die M43, die ich dann bei Mako verlasse. Ab hier geht es dann über die Landstraße weiter, diese ist aber in einem weit beseren Zustand als 2006, als ich zum ersten Mal hier gefahren bin.
Als ich in Cenad die Grenze erreiche, ist es schon fast dunkel. Kein Wunder, ich habe ja einen Längengrad überquert. Diesmal erleichtert es meinen Grenzübertritt, weil die vielen Hilfsgüter im Koferraum nicht zu sehen sind und so kein Anlass für Nachfragen besteht. Es bleibt diesmal dabei, dass jeweils ein ungarischer und ein rumänischer Grenzbeamter meinen Pass anschauen und meinen Namen vorlesen. Der Ungar interessiert sich noch für den SPOT, der vorne auf dem Armaturenbrett blinkt.
Nach dem Grenzübertritt schicke ich Adam und Roswitha eine SMS, damit sie sich auf meine Ankunft einstellen können. Dann gehe ich zum kleinen Schalter, der die Rovignetta, die rumänische Mautvignette, verkauft.
Inchis – Geschlossen steht auf einem selbergemalten Zettel auf der Scheibe, hinter der sich offenbar gerade zwei junge Männer ablösen. Nachdem einer der beiden Platz genommen hat gehe ich davon aus, dass es weitergeht – aber der öffnet nur das Fenster und sagt, dass es noch einen Stunde dauert, und dass ich an der Beinzinaria – der Tankstelle auch eine Rovignetta haben könnte. Na gut, denke ich. Aber auch die nächsten 3 Tanken schicken mich weiter – es gibt diese Vignette offenbar nur bei den ROM-Petraol-Tankstellen, die nächste ist in Timisoara – da komme ich heute nicht mehr hin.
Obwohl ich die Strecke ja schon oft gefahren bin, übersehe ich in der Dunkelheit einen Bahnübergang – Glück gehabt, war eher einer der moderaten Art. Anderen rate ich immer, das Fahren bei Nacht in Rumänien, wann immer das möglich ist zu vermeiden.
Zwölfeinhalb Stunden nach meiner Abreise und genau 1.000km später stehe ich vor dem Tor des Forums in Billed. Dieses steht einen Spalt auf und draußen ein neuer Dacia. Ob wohl der Finanzminister diesmal ein neues Auto bewilligt hat (Insider 😉 )?
Ich schiebe das Tor ganz auf und fahre rein, am Abstellplatz steht der mir bekannte Dacia. Also doch nicht? Später erfahre ich: Es gibt tatsächlich ein neues Auto, das alte ist hier derweil abgestellt.
Roswitha und Adam begrüßen mich freudig, wir gehen in die Küche und sind sofort in einem Gespräch vertieft. Roswitha fragt, ob sie was zum Essen machen soll, ich entscheide mich für die guten Mitch von der Kneipe nebenan. 20 Minuten später verzehre ich die zwischen den Freunden, die viele Fragen haben – wir haben uns ja 10 Monate nicht mehr gesehen und die Mails sind nicht ausführlich genug.
Gegen halb elf verabschieden wir uns – ich bin hundemüde und will meinen Blog ja noch schreiben und lernen muss ich auch noch. Die beiden fahren nach Hause – das Forum gehört mir ganz alleine. Eine Kröte begrüßt mich auf dem Rasen, als ich mein Gepäck aus dem Auto hole – hier ist Flora und Fauna noch in Ordnung. Aber dass es im März schon Kröten gibt, ist sicher nicht die Regel 😉