Donnerstag, 26.08.2010 Risör

Der heutige Tag sieht mit strahlender Sonne und weiß-blauem Himmel recht vielversprechend aus. Bald nach dem Frühstück sitzen wir auf der XT und rollen vom Hof.

Geplant ist eine Tour ganz in den Südosten Norwegens – nach Risör. Aber nicht auf dem direkten Weg, sondern über möglichst kleine Straßen. Und weil der GPX60 sich hier mangels Detailkarten schwer tut, übernehme ich selber die Navigation. Auf die 41 finden ist nicht schwer, von hier aus muss ich nur drauf achten, in Öy rechts abzubiegen. Die Gegend ist malerisch schön, wir verlieren uns in deren Anblick und bis ich mich versehe, bin ich schon ein ganzen Stück zu weit gefahren. Dieses verflixte Öy hab ich irgendwie übersehen. Die Norweger nehmen es auch nicht immer so genau. Na gut, beim Motorradfahren ist der Weg das Ziel, man fährt in erster Linie um zu fahren und nicht um anzukommen, weshalb ich den ersten Plan über den Haufen werfe, ein Stück weit zurück fahre und dann über die 358 auf die 38 wechsle, die uns im großen Bogen nach Süden bringt. Ganze vier Stunden sind wir unterwegs, um das Zeil zu erreichen, für das eigentlich eineinhalb Stunden angedacht waren. Was soll’s, das Wetter ist herrlich und die Gegend sowieso. Allerdings steht die Sonne hier oben so tief, dass wir viel im Schatten fahren, obwohl die Bäume, die den Schatten werfen, höchstens 10-15m messen.

Endlich in Risör angekommen finden wir die Tourist-Information am Hafen. Dort stehen schon zwei weiß-blaue Boxer mit Hamburger Kennzeichen. Während wir uns der Schutzkleidung entledigen, kommen Vater und Sohn mit einem Eis in der Hand aus der Stadt, grüßen freundlich und setzen sich neben ihren Moppeds auf eine Bank. Wir holen uns ein wenig Info-Material und starten dann unsere Stadt-Erkundung. Anschließend besuche ich nochmals die freundliche Dame der Tourist-Information, wo man hier frischen Fisch kaufen kann und wie man zu den Gletschertöpfen kommt, die wir uns gerne ansehen möchten. Beides erklärt sie mir, worauf wir erst mal am Hafen entlang zum Fischmarkt laufen. Der besteht aus einer Halle, an deren Kopfende eine Art Café untergebracht ist, wo an Getränke bekommt und die angebotene Ware auch gleich konsumieren kann. Ein vielfältiges Angebot in der Auslage verlockt zum Kauf. Wir entscheiden uns für ein stattliches Filet. Zurück bei der XT wird die Beute verstaut, dann machen wir uns auf den Weg zu den Gletschertöpfen. Dafür müssen wir die Landzunge, auf der Risör gebaut ist verlassen und die benachbarte Landzunge bis zu deren Spitze nach vorne fahren. Die letzten beiden Kilometer wird die Straße zum Schotterweg mit vielen Schlaglöchern. Die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60km/h kann nur als Scherz gedacht sein, denn selbst mit dem Motorrad mag ich nicht schneller als 40 fahren.

Am Parkplatz angekommen bekommt die XT ein schattiges Plätzchen, wir machen uns auf den Weg über Stock und Stein bis zur Küste. Leuchtend blau liegt die Ostsee vor uns, strahlender Sonnenschein und eine kaum wahrnehmbare Brise machen den Strand zum Genuss.

Um die Gletschertöpfe zu erreichen, muss man ein wenig klettern. Dafür sind diese wirklich beeindruckend. Der größte hat eine Tiefe von 5m und einen Durchmesser von 6m. Entstanden sind diese, als die Gletscher der Eiszeit abflossen und härteres Gestein mitbrachten, dass sich hier in den Granit gefressen hat.

Lange klettern wir am Strand umher, genießen das anlanden der Wellen und das Spritzen der Gischt. Dann müssen wir doch zurück, wir wollen auch noch Tvedestrand ansehen, eine kleine Stadt, in der das schmalste Haus von Norwegen zu sehen sein soll und in dem es unzählige Antiquariate gibt.

Während wir den Fußweg zum Motorrad zurücklegen finden wir 4 große Steinpilze und ein paar Pfifferlinge.

Der Weg führt uns erst mal die Landzunge zurück, dann auf direktem Weg über eine kleine, kurvige Straße nach Tvedestrand. Den Ortskern finde ich erst mal nicht, fahre um die Stadt herum und will von unten rein. Das, was am Navi möglich wäre, erweist sich mittlerweile als Sackgasse, so probiere ich es ein Stück weiter oben. Die Straße lässt mit ach und Krach ein Auto zu, geht steil bergan, dann wieder bergab und endet schließlich in einem Hof. Wir wenden, fahren zurück und finden dann doch noch einen Zugang. Unten am Hafen stellen wir die XT ab und lassen die Stadt zu Fuß auf uns wirken. Laut Reiseführer soll hier im Sommer so viel los sein, dass man nicht mehr über die Straße kommt. Heute ist die Stadt fast ausgestorben. 18:30, da haben die Läden zu und für das Middag, das die Norweger am Abend einnehmen, ist es noch zu früh. 11 Antiquariate zähle ich in diesem kleinen Ort, laut Reiseführer sollen es aber 25 sein.

Wieder bei der 550er, frage ich das Navi um den kürzesten Weg nach Hause. Der führt schnurstracks aus dem Ort und dann auf eine Schotterstraße, auf der ich mit dem Motorrad einem Auto nicht begegnen könnte. Frische Reifenspuren bezeugen, dass der Weg auch von den Vierrädrigen Kollegen genutzt wird, der enge Weg führt kurvig mit viel Auf und Ab durch den Wald und ich bin mal wieder erstaunt, was das Navi alles weiß.

Als wir die nächste Hauptstraße erreichen, fahre ich erst mal zur Tankstelle, denn wenn das Navi weiterhin solche Wege kennt, könnte es eng werden, bis nach Hause. Die nächsten 25km fahren wir auf einer neu geteerten, eineinhalbspurigen Straße, die mit Kurven bis zum Abwinken aufwarten kann. Ein Genuss hier zu fahren, lediglich zwei Autos kommen mir entgegen.

Ab Treungen dann fahren wir die letzten Kilometer auf der Strecke, die wir schon morgens benutzt haben. Am Campingplatz angekommen, begrüßen uns unsere Nachbarn für heute Nacht, Eine Familie vom Bodensee, die mit dem geliehenen Wohnmobil auf Norwegen-Tour ist.

Das Anzünden des Ofens geht heute sehr einfach, eigentlich wäre es noch warm genug von gestern, so gut ist die Hytter isoliert. Dann gehen wir daran, die kulinarischen Köstlichkeiten zuzubereiten und zu verzehren.