Libero: Schweller Schiebetür

Heute stelle ich mich der nächsten Herausforderung. Der Schweller der rechten Schiebetür weißt Lochfraß auf.

Eine Stelle, die man bei eingebauter Tür nicht wahrnimmt, wenn man nicht gezielt danach sucht. Wieder einmal bewährt sich, auf die Tipps aus dem Libero-Forum zu hören. In diesem Fall kam dieser von Dieter. Wie immer nehme ich den Nadelentroster und lasse diesen mit voller Kraft wüten. Was den Nadeln dieses Gerätes nicht standhält, braucht man gar nicht erst versuchen zu erhalten.

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Wie man am Bild gute sehen kann, fehlt unten der komplette Bereich und durch den Schlitz sehe ich, dass auch das darunterliegende Blech löchrig ist.  Den hier mit Zienkspray behandelten Bereich hatte ich vor der TÜV-Vorstellung schon ersetzt, mehr hatte ich mit eingebauter Tür nicht gesehen.

Um auch das innere Blech bearbeiten zu können trenne ich ein großzügiges Stück des Karosseriebleches heraus.

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Auch hier schafft der Nadelentroster klaffende Tatsachen. Mit der Karosseriesäge schneide ich auch hier großzügig aus, schweiße ein paar Löcher zu, entoste den Bereich und versiegle ihn mit einer Lage Zinkspray.

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Das innere Blech stellt kein Problem mehr für mich da. Der herausgeschnittene Rest liefert die Kontur des oberen Bereichs auf ein Stück Karton, dieses halte ich dann in die Öffnung und nehme so das Maß für unten ab. Dann auf die Blechtafel übertragen und zugeschnitten. Ein paar Schweißpunktlöcher unten beenden die Vorarbeit.

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Das Einschweißen ist mittlerweile Routine. Ich bin mit meiner Arbeit zufrieden und konserviere diese wiederum mit Zinkspray.

 Jetzt kommt die eigentliche Tagesaufgabe. Mit Hilfe des herausgeschnittenen Karosseriebleches schneide ich ein Stück Tiefziehblech mit Überstand aus. Ich überlege, wo ich anfange und entscheide mich für die rechte Seite, da die Rundung und die dazugehörenden Falze genau passen müssen. So zeichne ich nochmal genauer, schneide den Bogen aus und begebe mich zum Schraubstock. Dort spanne ich ein Stück Flacheisen ein, dass ich dazu nutzen möchte, die Kanten einzubringen.

Das klappt auch besser, als ich dachte. Selbst um die Rundung herum bleibt es maßhaltig. So weit – so gut.

Nun wird es schwierig. Nicht nur, weil das Blech nun in mehrere Ebenen gebogen werden muss, sondern auch, weil unten gut 5cm komplett fehlen und ich auch keine Vorstellung habe, wie die Form da ausgesehen haben könnte. Mit verschiedenen Unterlagen dengle und hämmere ich an dem Blech herum und merke, dass ich noch nicht den richtigen Weg gefunden habe.  So kann man zum Beispiel auf dem Foto beim Orginalblech einen Bogen bei der Sicke links sehen. Den hatte ich in meinem Blech ursprünglich auch. Erst beim Betrachten dieses Fotos habe ich dann gemerkt, dass diese durch das Hämmern der Wölbung nach unten wieder herausgezogen wurde. Zuerst habe ich das alte Orginalblech immer wieder draufgelegt, bis die Form im oberen Bereich passte. Dann direkt am Libero den unteren Bereich ‚erfühlt‘. Schlussendlich dann das Blech so zugeschnitten, dass es möglichst genau in den ausgrechnittenen Bereich passt. Voila.

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Noch ein paat kleine Anpassungen hier und dort, bis das Blech nahtlos in den Ausschnitt passt. Wenn das hier auf dem Bild nicht so aussieht, dann deshalb, weil ich das Blech immer ein Stück weit nach außen biege, damit ich dort, wo ich gerade einen Schweißpunkt setzen will, auch eine präzise Flucht zwischen den Blechen habe.

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Auch hier bringe ich noch ein paar Schweißpunktlöcher an, dann beginne ich, das Blech festzupunkten – angefangen von der rechten Seite mit dem Bogen. Dann konentriere ich mich auf die Oberseite, was auch ganz gut gelingt. Schlußendlich ist nur noch die senkrechte Naht offen. Noch nie habe ich das so exakt hingekriegt. Ich habe mal ein Video von der Fahrzeugakademie Schweinfurt gesehen, wo ein Dozent das genauso gemacht hat.

Natürlich punkte ich in angemessenem Abstand, damit sich das Blech nicht verzieht. Dennoch macht es plötzlich klack und die Naht springt um ca. 2mm nach innen. Mist, was habe ich falsch gemacht. UNd warum passiert das erst, wenn man 90% der Schweißpunkte schon gesetzt hat. Ich ärgere mich über meine Unfähigkeit und überlege, das Ganze wieder herauszutrennen. Dann wird der Bereich aber noch größer, den ich neu machen muss. Ich entscheide mich dafür, das als ‚Provisorium‘ erstmal so zu lassen, meiner eigenen Unfähigkeit geschuldet.

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Ob es an der Erkältung oder an der Enttäuschung über den Rückschlag liegt weiß ich nicht. Ich entscheide mich dafür, nun abzubrechen, in der Werkstatt hat es gerade mal 6 Grad und jede Stunde, die man hier verbringt, kriecht die Kälte teifer in die Knochen.

Auf dem Heimweg dann finde ich die Erklärung: Auf dem Video wurden die Bleche autogen verschweißt, ohne Schweißdraht. Sicher eine Demonstration, was man alles machen kann, wenn man es eben kann. Das Blech wurde mit der Flamme so weit erhitzt bis es an der Naht schmilzt und die beiden Bleche zusammenlaufen.

Das funktioniert natürlich mit Schutzgas nicht. Künftig werde ich wieder darauf achten, dass ein halber Millimeter fuge bleibt, oder ich mache so eine Naht wieder durch Absetzen und Überlappen der Bleche.

UNd ich überlege mir ernsthaft, ob ich mir nicht so einen Blechbearbeitungskurs von der Fahrzeugakademie zum Geburtstag schenke.

 Mein Fazit für heute:

Alte Autos restaurieren hat etwas von Archäologie.

Erst legt man mit Hilfe von Spachtel, Pinselchen und Druckluft prähistorische Bereiche am Auto frei.

Dann versucht man das, was nicht mehr vorhanden ist, zu rekonstruieren

Hier muss ich noch viel lernen.

Nachtrag: Eine Woche später habe ich die Tür eingesetzt und probiert, ob sie schließt. Das tut sie, von der Kontur des Schwellers fehlt mir eine Kante. Wäre evtl. mit Spachtel oder Zinn zu machen, ich werde es aber einfach so lassen.

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