Samstag, 15.09.2012: Tulcea – Vernesti

Wir sind die einzigen Gäste im Frühstücksraum. Da das WLAN auf dem Zimmer nicht funktioniert, nutzen wir die Zeit, um hier die nächste Übernachtungen zu buchen. Dann checken wir aus. Zum ersten Mal während dieser Reise ist der Himmel bewölkt. Der junge Mann an der Rezeption meint, das wäre praktisch, dann dann würden die Augen beim Fahren nicht so schmerzen. Bis wir das nächste Mal wieder hier sind, möchte er ein wenig Deutsch lernen, meint er und ich verspreche, bis dahin mein Rumänisch zu verbessern. Bevor wir los fahren, gehen wir nochmal um die Ecke und füllen den gemeinsamen Geldbeutel auf. Das tun wir am Ortsausgang auch noch mit dem Tank und dann geht’s raus aus der Stadt.

In Isaccea wollen wir mit der Fähre über die Donau, die finden wir aber nicht. Wir beschließen, das von Galati aus zu machen. Der Weg dahin führt wieder über eine ebene Fläche nur kurz durch ein paar Berge am Horizont unterbrochen. In Galati überqueren wir die Donau mit einer Fähre. Diese kommt auch bald vom gegenüberliegenden Ufer in einer S-förmigen Kurve herüber und legt seitlich an. Es handelt sich um einen Katamaran mit einer großen Ladeplattform. Die Fahrzeuge werden entladen, ich fahre als erster drauf. Die Fähre liegt auf der rechten Seite fast 20cm höher als die Rampe, weshalb ich micht weit links halte. Ein Matrose winkt mich rückwärts ein und nach und nach kommen weitere Fahrzeuge hinzu. Erst dann dürfen die Fußgänger zusteigen. Als eines der letzten Fahrzeuge kommt ein Pferdegespann dazu. Ein Mann kümmert sich ums sichtlich ängstliche Pferd, während 4 Frauen und Männer an den Ecken des Leiterwagens das ungebremste Fuhrwerk unter Kontrolle halten. Als das Pferd nicht über den Spalt zwischen Rampe und Schiff will, helfen die Matrosen nach, indem sie die Fähre an die Rampe ziehen. Die Fähre legt ab, fährt wiederum auf einer S-förmigen Route über den Strom und legt wenige Minuten Später am anderen Ufer an. Ich fahre fast als letzter von Bord und nutze die Zeit für ein paar Videoaufnahmen.

Galati ist recht hügelig, auf der Suche nach einem Supermarkt fällt mir auf, dass der Mondeo beim Bremsen lauter ist als sonst. Bremsbeläge runter, denke ich mir und bereite die anderen schon mal darauf vor, dass ich diese wechseln möchte, bevor wir in die Karpaten kommen. Wir finden eine Straße voller Autoteilehändler und so gehe ich rein, um zu fragen, ob passende Beläge vorrätig sind. Das ist natürlich nicht der Fall, normalerweise könnte man die in ein paar Stunden besorgen, aber weil es jetzt schon Samstag Nachmittag ist, klappt es erst am Montag. So lange wollen wir hier nicht warten und beschließen deshalb, auf den kurzen Abstecher in die Ukraine und die Republik Moldau zu verzichten und lieber am direkten Weg zu unserem heutigen Tagesziel zu fahren.

Das tun wir dann auch – fast. Denn Helga und Elisabeth wollen gerne noch mal an einem Salzsee halt machen und baden gehen. Die Ortschaft ‚Lacu Sarat‘ ist auch schnell gefunden, der See ‚Lacul Sarat‘ sollte, nach der Karte von Elisabeth rechts von uns liegen. Das tut er auch, allerdings etliche Kilometer nördlich von der Stadt, anders als im Reiseführer beschrieben. Wir fahren trotzdem hin und finden ihn auch, wie im Reiseführer beschrieben, sieht er aber nicht aus. Es handelt sich lediglich um einen flachen See, dessen Rand eine deutlich sichtbare Salzkruste hat. Von Hotel ud Duschen auch nichts zu sehen. Komisch. Schließlich entdecken wir dann auf der Karte, dass der gesuchte See gleich neben der Ortschaft liegt, allerdings westlich, also links neben der Straße. Zurück wollen wir nun nicht mehr, Elisabeth tut noch schnell ein gutes Werk, indem sie einen streunenden Hund füttert, bevor wir unsere Reise fortsetzen.

Das nächste angepeilte Ziel erreichen wir auch. Die Schlammvulkane bei Berca. Gleich hinter dem Ort zweigt die Straße rechts ab und führt durch hügeliges Gebiet, die Karpaten vor uns. Dann geht es nochmals links ab, kurze Zeit später warnen uns drei Jungs vor einem Mega-Schlagloch, was wirklich schwer zu sehen ist – natürlich in Hoffnung auf ein kleines Bakschisch.

Wir parken das Auto und holen eine Eintrittskarte. Die Landschaft, die wir betreten, ähnelt einer Mondlandschaft. An einigen Stellen sieht man einige Vulkankegel, aus denen es blubbert und manchmal auch spritzt. Elisabeth steckt todesmutig den Finger in die graue Brühe, das Zeugs ist kalt. Die Blasen werden durch emporsteigendes Methangas aus dem Erdinnern erzeugt.

Wir staunen, fotografieren, filmen und laufen umher. Beeindruckend, wie viel von dem Schlamm die letzten Jahre hier zu Tage gefördert wurde. Die ‚Schluchten‘ die durch das abfließende Wasser gebildet wurden, würden sich gut als Kulisse für einen Science-Fiction-Film eignen. Wenn auch ’nur‘ bis zu 4 m tief, so sehen sie den großen Vorbildern im Grand Canyon doch sehr ähnlich.

Als wir zurück zum Auto gehen, werden wir plötzlich von einem Schwarm Mücken begleitet. Dies nehmen wir zum Anlass, um doch nicht hier zu Essen, sondern das auf später zu verschieben.

Unsere Pension ist schnell gefunden, das Auto darf in einen geschlossenen Innenhof. Von der Zimmerwirtin bekommen wir eine Empfehlung für ein Restaurant, wohin wir uns nach dem Einchecken auch gleich auf den Weg machen.

Die Stadt ist ein Kurbad – entsprechend auch die Promenade, die wir entlang gehen. Viele Kurgäste, aber auch viele junge Familien tummeln sich hier. Am Restaurant angekommen stellen wir fest, dass gerade eine Hochzeit gefeiert wird. Wir können dennoch hier bleiben, draußen ist auch Platz für Gäste, die nicht zur Hochzeitsgesellschaft gehören. Während des Essens schauen wir dem bunten Treiben zu, drinnen wird viel getanzt, was vor allem Elisabeth begeistert.