Samstag, 28.08.2010 Abschiedstag in Mandal

Heute ist unser vorletzter Tag in Norwegen. Den wollen wir am Strand verbringen. Das Wetter meint es gut mir uns, wolkenloser Himmel und die Sonne sucht sich gerade ihren Weg durch die Baumwipfel hinter unserem Rücken.

Auf dem Weg nach Mandal, wo es den längsten zusammenhängenden Sandstrand von Norwegen geben soll, möchten wir noch einen kurzen Abstecher machen, um die Juvet-Schlucht bei Songdalen zu begehen. Wir finden keinen Hinweis, wo ansonsten in Norwegen jede Sehenswürdigkeit markiert ist. In Nodeland frage ich jemanden, der meint, das Schild wurde entfernt und hat mir in etwa erklärt, wie ich die Schlucht finde. So finden wir auch den Einstieg und machen uns auf den Weg, brechen aber bald wieder ab, weil der Weg im Nichts verschwindet. In der Informationsbroschüre der Region Kristiansand wird beschrieben, dass sich hier der Fluss über eine Länge von 1km ungefähr 100m in den Fels geschnitten hat. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass das Gebiet Bergrutschgefährdet und somit sehr gefährlich sei. Vielleicht hat man deshalb die Hinweisschilder entfernt und den Weg verwildern lassen. Um nach Mandal zu gelangen, fahren wir erst nach Nordwesten. Um dann in einem großen Bogen über Öyslebö und Holum nach Süden zu gelangen.

Während wir ein lichtes Waldstück durchfahren, kommt von rechts unten ein Elch, geht seelenruhig über die Straße um dann linker Hand im Wald zu verschwinden. Erst staunen wir mit offenem Mund, dann versuche ich die Kamera zu greifen, bin aber nicht schnell genug, um ein Bild von dem Tier zu machen. Aus der Nähe bin ich bis jetzt noch keinem Elch begegnet. Ich denke, es war ein weibliches Jungtier mit einer Schulterhöhe von ungefähr 1,80m. Uns hat das Tier keines Blickes gewürdigt, als es gemütlich die Straße überquerte.

Während wir noch über das Erlebnis reden, erreichen wir alsbald einen Fluss und wenig später einen Fjord, der uns nach Mandal begleitet. Dort finden wir einen Parkplatz direkt am Grüngürtel, der außen an der Stadt entlangführt und schlendern von da aus auf schmalen Pfaden dahin, wo wir den Strand vermuten. Plötzlich kommt von links ein Reh aus dem Wald, bleibt ein paar Meter vor uns stehen und mustert uns neugierig. Als wir auf das Tier zugehen, geht es ebenfalls ein paar Schritte weiter, um erneut inne zu halten. Das wiederholt sich noch einige Male, bevor das Reh ein Stück weiter im Unterholz verschwindet und aus ca. 20m Entfernung beobachtet, wie wir an ihm vorbei wandern. An der Küste angelangt, umrunden wir eine Klippe und finden eine kleine Bucht mit Sandstrand, darüber eine Bank, auf der wir uns niederlassen und Sonne, Strand und Meer genießen. Hinter der nächsten Klippe liegt ein etwas breiterer Sandstrand, wo Elisabeth nach einer kurzen Prüfung entscheidet, dass das Wasser entschieden zu kalt ist, um hier baden zu gehen. Während sie lesend die Sonne genießt, schaue ich den Flugmanövern der Möwen zu und den Booten hinterher, die vor dem Strand auf und ab kreuzen.

Wir gehen weiter auf der Suche nach dem längsten Strand und finden einen noch größeren Strand, vor dem ein großer Felsblock wie eine Insel aus dem Wasser ragt, nah genug, um ihn im knöcheltiefen Wasser zu erreichen. Eine weitere Klippe verhindert die Sicht, als wir diese umgangen haben, sehen wir erneut einen größeren Strand, aber noch immer nicht den, den wir als den längsten Sandstrand bezeichnen würden. So gehen wir durch den Park zurück zum Auto und – begegnen erneut zwei Rehen, etwas scheuer als das vorherige, aber trotzdem zahm genug, um sich in einem Abstand von gerade mal 10 Metern von uns aufzuhalten.

An der Ausfahrt des Parkplatzes sehe ich eine Schild mit einem Lageplan und so machen wir auf dem Rückweg doch noch einen kurzen Abstecher zum längsten zusammenhängenden Strand von Norwegen, wie es der Tourismusverband beschreibt. Wir sind jedoch einhellig der Meinung, dass der Strand südlich von Stavanger, den wir letztes Jahr besucht hatten, weitaus länger ist als der, der hier vor uns liegt. Eine Parallele gibt es dennoch: Am Strand findet gerade ein Fotoshooting von einer Hochzeit statt, das gleiche haben wir letztes Jahr bei Stavanger auch erlebt.

Von Mandal aus geht es über die E39, die wir schon in vielerlei Richtungen befahren haben, nach Kristiansand. Als wir diese Straße verlassen, um ins Zentrum zu gelangen, sehen wir rechter Hand das Fährterminal, von wo aus wir morgen Nachmittag die Heimreise antreten werden. Am Hafen finden wir auch einen Parkplatz, es ist kurz nach vier, Samstags braucht man den Parkautomaten nur bis vier zu füttern.

Warum wird uns aber auch bald klar: Um diese Zeit schließen fast alle Geschäfte, die Stadt ist bis auf die Fußgängerzone bald wie leergefegt. Kristiansand behauptet, das Stadtviertel mit den meisten zusammenhängenden, einstöckigen Holzhäusern zu haben. Wir suchen danach, sind aber bald der Meinung, dass dies eine vollmundige Behauptung zu sein scheint. Kristiansand ist etliche Male abgebrannt, auch unser Weg führt an einem Haus vorbei, dessen oberes Stockwerk vor Kurzem ein Raub der Flammen wurde. Richtig alte Bausubstanz ist nicht wirklich viel vorhanden. Die Kirche ist imposant, aber leider geschlossen, auch die alte Feuerwache aus rotem Backstein zeugt von der Baukunst der Altvorderen. Dass ein amerikanisches Fast-Food Restaurant auch außerhalb von Las Vegas in einem Schlossähnlichen Gebäude mit Säulenportal untergebracht sein kann, war uns beiden neu. Über die Hafenpromenade erreichen wir das Kastell, ein Schild verbietet den Zutritt, obwohl es laut Öffnungszeiten noch offen sein müsste. Wir gehen zurück zum Hafen in Richtung Fischmarkt, von wo aus uns Jazzmusik entgegen schallt. Hier brummt der Bär. Viele Cafés und Kneipen, die meisten mit eigenem Bootsanleger, viele Boote bewegen sich in den schmalen Kanälen, ein reges Treiben um den kulinarischen Genuss.

Zeit für die Heimfahrt, die wir nicht auf direktem Weg, sondern über eine kleine kurvige Strecke antreten, die uns nach Vennesla führt. Dort fahren wir auf den Spuren von gestern, biegen dann aber noch nicht in den Campingplatz ab, sondern fahren noch ein paar Kilometer weiter bis zur Endstation der Sedestal-Bahn. Wo gestern quirliges Treiben war. Liegt der Wasserturm und der Bahnhof nun verlassen da – allerdings nur bis morgen, dann da gibt es nochmal ein großes Fest zum Saisonabschluss.

Zurück am Campingplatz lassen wir das Erlebte nochmal revue passieren, während wir das Abendessen zubereiten. Der Sonnenuntergang ist von hier aus leider nicht zu sehen, lässt aber die wenigen Wolken am Himmel glutrot erstrahlen.