Dienstag, 25.03.2014 Auf nach Caraș-Severin

Heute steht eine Verbindungsetappe und damit auch der Beginn meiner Heimreise an. Ich könnte noch ein paar Tage bleiben, aber zu Hause wartet eine Aufgabe auf mich, die ich diese Woche fertigstellen will.
Das Frühstück ist wie immer viel zu viel, danach packe ich und checke aus. Die Zimmerwirtin bedankt sich für mein Kommen und wünscht sich, dass ich bald mit Elisabeth wieder zurückkomme. Sie wünscht mir eine gute Reise und die trete ich anschließend auch an.

Weit fahre ich erstmal aber nicht, denn ich will mir noch die unendliche Säule von Constantin Brâncuși ansehen. Dazu fahre ich nochmals zum Park und suche mir dort einen Stellplatz. Ich betrete die Anlage und errege die Aufmerksamkeit des Parkwächters. Um die Rhombensäule ist Rasen, darum ein Kiesweg. Auf diesem gehe ich um die Säule herum und suche die beste Perspektive für ein Foto. Dabei gehe ich auch am Parkwächter vorbei und grüße ihn. Der fragt mich, ob ich mit dem Motorrad am Transalpina war. Ja antworte ich, aber nur ein Stück, weil er noch gesperrt ist. So wechseln wir ein paar Sätze, ein zweiter Mann, der den Kiesweg ebnet kommt dazu. Dann widme ich mich wieder der Säule und meinem Fotoapparat.
Nachdem der Parkwächter meine Bemühungen ein wenig beobachtet hat, erlaubt er mir, über den Rasen direkt zur Säule zu gehen. Das tue ich gerne und kann so ein paar schöne Bilder machen.
Danach gehe ich nochmals zum Parkwächter und bedanke mich. Ich würde auch ihn gerne portraitieren, er hat einen Kaiser-Wilhelm-Schnurrbart und sieht diesem in seiner Uniform auch ein wenig ähnlich. Doch er winkt entschieden ab. Kein Problem. Ich verabschiede mich, er wünscht eine gute Reise und sanatate – Gesundheit.

Als ich aus Targu Jiu herausfahre strahlen mir die Karpaten noch einmal in voller Pracht zu. Ein wunderbarer Tag und ein schöner Anblick, um von hier Abschied zu nehmen.  Mein Weg führt mich durch sanfte Hügel nach Westen, in den Bezirk Caraș-Severin, der mir hier in Rumänien schon fast so etwas wie eine zweite Heimat geworden ist.

Eigentlich habe ich angepeilt, über Anina und Resita zu fahren. Wenn das nichts wird, dann kann ich den schnellen Weg über Slatina Timis nehmen. Von daher genieße ich es, langsam unterwegs zu sein und zwischendurch auch immer mal wieder Fotostops einzulegen. Das freut auch ein paar Hunde, mit denen ich gerne mein Brot teile.

In Baile Herculane bleibe ich am Ortseingang stehen. Dort gibt es Thermalquellen und eine davon fließt in zwei Becken, die kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Schon beim letzten Mal haben wir danach gesucht, nur Elisabeth war hartnäckig genug, diese auch zu finden.  Diesmal weiß ich wo ich suchen muss und parke am Straßenrand. Nebenan gibt es ein kleines Restaurant, wo ich mir eine gegrillte Forelle bestelle. Diese schwimmt noch in einem Bassin vor dem Haus, bevor sie wenig später auf dem Grill landet.
Satt und zufrieden gehe ich mir das Thermalbad ansehen. In einem Becken sitzt jemand, den ich aus dem Internet kenne. Bei meinen Recherchen über Baile Herculane bin ich auf einen Beitrag gestoßen, in dem dieser Herr vorgestellt wird. Lungu Dumitru heißt er, ist eigentlich Bergmann und hat nun seine Passion gefunden, andere Leute zu massieren. Momentan ist er alleine in seinem Becken, etliche Fläschchen mit Öl etc. stehen am Rand. Im anderen Becken auch nur 4 Leute. Ich lasse die Kamera stecken und gehe zurück zum Parkplatz. Das Wetter ist ideal, der Sonnenstand auch und so entscheide ich mich, ein weiteres Mal in das Kurgebiet zu fahren und ein paar Bilder von den alten Gebäuden zu machen, in denen schon Maria Theresa Erholung suchte.

Kaum jemand auf den Straßen, ideal zum Fotografieren, so schlendere ich durch die Stadt und nehme immer wieder die Kamera vors Gesicht. Bei einem der alten Gebäude steht die Tür offen, ein wunderschöner Brunnen strahlt mich an, darüber ein ebensolcher Leuchter. Ich gehe auf die Tür zu, daneben steht jemand. Den frage ich, ob ich fotografieren darf, er zeigt mit einer einladenden Handbewegung auf die Tür.
Die Halle ist der Hammer, vieles der alten Malereien und Stuckverzierungen sind noch intakt. Von der Halle aus füht links und rechts ein Gang weg, dort links und rechts Türen mit kleinen Kabinen, an derem Ende sich ein Bassin befindet. Hier konnte man sich eines der Räume mieten, zusperren und das heilende Wasser in aller Ruhe genießen. An den Enden der Gänge dann jeweils ein größeres Schwimmbecken.

Ich verlasse das Gebäude und wünsche mir, dass es einen Investor findet, der eine gefühlvolle Hand hat, um dieses Kleinod wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen. Einige der alten Hotels haben eine Zukunft, sie wurden oder werden gerade saniert. Gut so.

Knapp zwei Stunden hat mein Spaziergang gedauert und obwohl die Sonne noch über dem Gebirgskamm steht, entscheide ich mich dafür, doch die kürzere Route zu nehmen. Erstmal auf die E70 und vorsichtshalber die nächste Tankstelle angefahren, ich hab noch viertel voll.

Dann rolle ich die Straße hoch nach Saltina Timis und denke darüber nach, was sich seit meinem ersten Besuch hier alles verändert hat. Die Orte werden mittlerweile von der E70 umfahren und der Straßenbelag ist super. 2006 war dieser an einer Serpentinenstrecke aus Beton und so glatt wie Marmor, so dass man auch bei trockenem Wetter aufpassen musste, nicht die Haftung zu verlieren. Damals fuhren westentlich mehr LKW’s als ich heute wahrnehme, ein Sturz mit dem Motorrad hätte fatale Folgen gehabt.

An der Straße immer wieder Leute, die selber produziertes anbieten: Honig, Walnüsse, Sirup und natürlich Schnaps in allen Varianten.

In Saltina Timis verlase ich die E70 und komme auf die Straße nach Brebu Nou. Das war früher selbst für Enduros eine Tortour, mit dem Auto fast gar nicht zu bewältigen. Letztes Jahr wurde hier gebaut und ich habe gehört, dass die Straße mittlerweile fertig sien soll.
Na ja, am Ortsende steht ein Schild, dass die Straße gesperrt ist. Das würde einen Umweg von 80km bedeuten. Ich probiere es einfach und komme auch problemlos hoch. Zwei Stellen sind noch nicht asphaltiert, weil die Stützmauer abgerutscht ist und neu gemacht werden muss.

Max, der Hofhund begrüßt mich mit Bellen. Als ich aussteige schnuffelt er an mir und stellt offensichtlich fest, dass er den Geruch kennt. Denn er fordert mich auf, ihn zu kraulen. Sobald ich damit aufhöre, knurrt er misslaunig, findet sich dann aber damit ab und muss am Reifen des Anhängers markieren, dass dieser nun zu seinem Revier gehört.

Vali und Ocsi werkeln schon in der Küche, begrüßen mich und zeigen mir gleich meine Unterkunft. Zum Abendessen kommt auch Simina dazu, wir begrüßen uns herzlich und kommen gleich ins Gespräch. Simina gehört zu den ersten Menschen, die ich hier in Rumänien kennengelernt habe und ich freue mich immer, etwas Zeit mit ihr zu verbringen.

Gegen 22:00 Uhr wird es Zeit, sich zu verabschieden und ins Bett zu gehen. Simina will morgen etwas länger schlafen – bald beginnen die Veranstaltungen, dannist das nicht mehr möglich.