Mittwoch, 12.09.2012 Baile Herculane – Slatina

Elisabeth steht schon vor mir auf und will Baile Herculane zu Fuß erkunden. Aber auch ich habe nach dem Duschen noch ein wenig Zeit, bevor der Frühstückssaal aufmacht. So nehme ich die Kamera und ziehe ebenfalls los. Die Bäderstadt hat ihre beste Zeit schon hinter sich, dennoch erliege ich ihrem morbiden Charme.

Nach Frühstück und Auschecken fahren wir zusammen in den Ort. Elisabeth möchte die ‚7 Quellen‘ ansehen, ein für alle Besucher kostenloses ‚Naturbad‘, wo viele Menschen privat ‚kuren‘. Danach spazieren wir durch das Zentrum von Herkulesbad – einer Badestadt, deren Kurgebäude im österreicheischen Barockstil errichtet wurden. Erstmals bereits im Jahre 143 durch die Römer erwähnt, besuchten im 18. und 19. Jahrhundert auch die Österreichisch-Ungarischen Herrscher den Ort, so auch Elisabeth, besser bekannt als ‚Sissi‘. Auch im 21. Jahrhundert – im Jahre 2012 findet sich Elisabeth hier ein, begleitet von mir, sowie Helga und Hubert 😉

Noch immer ist der Prunk und der Glanz der alten Bäder zu spüren, wenn auch an den bröckelnden Fassaden der Zahn der Zeit unerbittlich nagt. Über eine ebenso recht abenteuerliche Brücke gelange ich zu einem der Gebäude, eine Tür steht offen und so kann ich einen Blick in die Räume im Inneren erhaschen. Das alles beeindruckt mich sehr und ich hoffe, dass sich ein solventer Investor findet, der den alten Glanz wieder hervor holen lässt.

Gegen Mittag brechen wir auf, fahren zurück auf die E70, dann gen Süden. In Orsova biegen wir ab, über Eselnita gelangen wir nach Dobova. Hier bestaunen wir das Portile de Fier – das eiserne Tor, eine der imposantesten Taldurchbrüche Europas. Früher war die Donau hier so reißend, dass diese Stelle die gefährlichste Stelle für die Schiffahrt auf der gesamten Donau darstellte. Über zwei Staustufen wurde die Stelle entschärft, indem der Wasserstand um 25 Meter angehoben wurde.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die in den Fels gemeißelte Büste des letzten Dakerkönigs Decebalus, die mit 40m Höhe die höchste Felsskulptur Europas darstellt. Ich war schon öfter hier, bin jedoch immer wieder aufs neue beeindruckt.

Wir verzehren unsere mitgebrachten Langosch, Elisabeth verköstigt nebenher noch einen streunenden Hund mit den Keksen aus dem Auto.

Über Eselnlita und Orsova fahren wir zurück auf unserer Route, die uns zunächst nach Drobeta Turnu Severin. Hier wollten wir eigentlich einen Kindergarten besuchen und beschenken, die Ferienverlängerung macht uns aber einen Strich durch die Rechnung, weshalb wir die Sachen im Auto lassen und später in Siebenbürgen verteilen wollen.

Am Ortsausgang gibt es ein Museum über den Bau der Staustufen und über das Eiserne Tor. Dort steht auch noch ein Pfeiler der in den Jahren 102 bis 106 errichteten Donaubrücke, die lange Zeit als das achte Weltwunder angesehen wurde. Ein römischer Architekt errichtete hier die mit 1.130m längste Brücke der antiken Welt. 20 Pfeiler wurden dazu in die reißende Donau gesetzt.

Am Museum angekommen, erfahren wir, dass dieses seit 4 Wochen für die nächsten 3 Jahre wegen Renovierungsarbeiten geschlossen ist. Der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hat Mitleid mit uns und führt uns wenigstens zum Brückenpfeiler, wofür wir uns mit etwas Schokolade bedanken – Multumesc steht auf der Verpackung – allerdings in deutsch.

Weiter geht es durch Ölfelder nach Craiova und von da aus in Richtung unseres heutigen Etappenzieles – Slatina. Wir genießen die sich ständig wechselnde Landschaft, halten für Fotos und um technische Relikte vergangener Zeiten zu bestaunen.

Vor Slatina halten wir an, um die Adresse des Hotels ins Navi einzugeben. Das gestaltet sich zuerst mal recht schwierig, schließlich habe ich es dann doch geschafft und zweieinhalb Kilometer später haben wir das Ziel erreicht. Die Dame an der Rezeption ist mega freundlich, wir scherzen mit ihr, während wir die Anmeldezettel ausfüllen und das Zimmer auch gleich bezahlen. Dann einchecken und gleich los zum Abendessen – die Mägen knurren, denn wieder mal haben wir das Mittagessen ausfallen lassen. Gleich um die Ecke lacht uns ein Restaurant an, wir nehmen draußen Platz, bestellen zwei Grillplatten und Salate. Ich teste meine rumänischen Sprachkenntnisse und fülle dabei mit dem Wörterbuch auf. Langsam sollte ich doch mal Nägel mit Köpfen machen und mich konsequent mit der Sprache beschäftigen.

Die Augen waren dann doch größer als der Magen, es bleibt einiges auf den Silberplatten liegen, was Elisabeth kurzerhand in ein schnell organisiertes ‚DoggyPack‘ verpackt – der nächste hungrige Hund kommt bestimmt.

So gestärkt machen wir uns auf den Heimweg und lassen den Abend langsam ausklingen – morgen haben wir uns mit Constanta ein sportliches Ziel gesetzt.