Dienstag, 11.09.2012 Biled – Baile Herculane

Heute treffen wir uns gegen 8:30 Uhr zum Frühstück. Wir genießen erneut die Gastfreundschaft und das wunderbare Frühstück bei Roswitha und Adam. Dann geht es ans Packen. Diesmal muss noch die große Schachtel mit Verbandmaterial mit an Bord, die wir im Mai hier deponiert haben. Ein paar Mitbringsel als Gastgeschenke habe ich dabei, wir verabschieden uns herzlich und freuen uns gleichzeitig schon auf das nächste Wiedersehen. Dann rollen wir aus dem Hof.

In Timisoara machen wir nochmal Halt in der neuen Mall. Einmal, weil wir in Budapest das Shampoo liegen gelassen haben und natürlich auch, weil wir Helga und Hubert live zeigen wollen, was wir ihnen vorher schon erzählt haben. Schon in der Tiefgarage die erste Überraschung: Das Street-Art-Festival, nach dem ich gestern geschaut habe, findet hier statt. Mein Freund Sergio ist einer der Initiatoren dieses Events. Die nächste Überraschung folgt, als ich ihn hinter einer Glastür stehen sehe. Er kommt auch gleich auf mich zu und begrüßt mich. Wir tauschen ein paar Informationen aus, was jeder von uns in der letzten Zeit so getrieben hat und er will natürlich auch wissen, was ich hier in Timisoara mache. Lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen, trotzdem muss ich mich irgendwann los reißen – wir haben ja noch einiges vor. Ganz oben in der ‚Fress-Ebene‘ beginnen wir mit unserem Rundgang, dort entdecken wir auch den Laden von Mira’s Mann. Das Frühstück ist noch nicht verdaut, deshalb verzichten wir auf einen Kostprobe.

Im Supermarkt kaufen wir Shampoo und einige Flaschen Wasser, Hubert ist sprachlos, wie viel Waren die anderen Kunden in die Wägen, bzw. auf das Kassenband legen. Wir suchen uns eine kurze Schlange aus und reihen uns ein. Hubert versucht seine Verwunderung in Worte zu fassen, der Mann vor uns in der Schlange meint in perfektem deutsch: Ja, daran muss man sich hier gewöhnen. Es dauert etwas länger, denn die Dame vor ihm legt einen dicken Packen Coupons auf den Tisch. Hier bekommen die Angestellten der Betriebe ringsum so eine Art Essensmarken, die sie auch zum Bezahlen im Einkaufszentrum verwenden können. Jeder dieser Belege muss auf Gültigkeit geprüft und dessen Wert ermittelt werden – genügend Zeit, um mehr von unserem neuen Bekannten zu erfahren – über ihn und auch über seine Sichtweise zu Rumänien. Nur soviel dazu: Er betrieb ein Cafe in Timisoara, hat aber nun die Nase voll von der immensen Bürokratie und startet gerade einen Neuanfang in Oberösterreich. Die Familie ist noch hier, wenn der Laden läuft, will er sie nachholen.

Nachdem wir unsere Schätze im Auto verstaut haben, machen wir uns auf den Weg nach Slatina Timis. Die Fahrt durch Timisoara ist etwas holperig, außerhalb der Stadtgrenze gelangen wir auf die frisch restaurierte E70, wo wir gen Süden rollen, nicht ohne ständig die Köpfe nach rechts und links zu drehen und die Landschaft zu bewundern.

Bei der Gesundheits- und Sozialstation ist niemand da, als wir ankommen. So stellen wir den Karton mit dem medizinischen Material und einen Sack voll Kleider einfach vor die Türe. Ich stecke einen Zettel mit einem Gruß an Johny mit hinein.

Dann beschließe ich, es in Richtung Brebu Nou zu versuchen. Erst ein Mal – nämlich bei meinem ersten Besuch haben wir diese Straße mit dem Auto passiert, wobei damals aufgrund der Straßenbeschaffenheit das Bodenblech des öfteren Kontakt mit dem Untergrund hatte. Kaum hatten wir das Ortsende von Sltina Timis erreicht, kommt uns ein Sattelzug entgegen. Der muss von oben gekommen sein, eine Stelle zum Wenden gibt es eigentlich nicht. Langsam und im Zickzack arbeite ich mich bergan, Bauarbeiter stehen an der Straße und schauen uns ungläubig hinterher, die Straße ist breiter als vor 2 Jahren und hat auf der Talseite größtenteils eine Stützmauer bekommen. Kein Zweifel, die Straße wird so richtig ausgebaut und demnächst sicher bequem zu befahren sein. Momentan ist es eher grenzwertig mit dem vollbeladenen Mondeo, aber wir kommen oben am ‚Marterpfahl‘ an, ohne ernsthaft aufzusetzen. Sergio hatte eigentlich abgeraten, die Straße sei für moderne Autos einfach zu schlecht.

Die Aussicht ist phänomenal, ein kühles Lüftchen weht und erfrischt uns, während wir das Panorama genießen und ich den anderen ein paar Informationen übermittle.

Der ‚Abstieg‘ nach Brebu Nou ist viel kürzer, aber fast schlimmer als die lange Strecke bergan. Noch immer gibt es das Pflasterstück, wo große Schlaglöcher herausgerissen sind, die ich vorsichtig umfahre. Am See ‚Trei Ape‘ biegen wir ab in den Ort und haben wenige Augenblicke später das Guesthouse erreicht. Als ich aus dem Auto steige, erkennt mich Gaby, kommt mir entgegen und begrüßt mich herzlich. Auch die Anderen werden so Willkommen geheißen und auf einen Kaffee eingeladen. Wieder wechsle ich ein paar Informationen mit dem Freund aus Rumänien, er zeigt uns die Neuerungen des Anwesens und lockt auf meine Bitte hin auch den Hund Max aus dem Keller, wohin dieser sich wegen der Hitze verkrochen hat. Ein großer Kerl ist er geworden, als ich in das letzte Mal live gesehen habe, war er kaum größer als eine Katze.

Elisabeth und auch Helga sind begeistert von diesem Ort, Elisabeth denkt sogar darüber nach, mich das nächste Mal hierher zu begleiten.

Wir haben noch einen langen Weg, deshalb brechen wir bald wieder auf, nicht ohne Grüße an Micki und Simina aufzutragen, die unterwegs sind. Dann geht es wieder bergab – in Richtung Resita. Auch hier wird die Straße neu gemacht, was erstmal dazu führt, dass sie in einigen Teilbereichen schlechter ist als noch vor 2 Jahren.

Im Tal angekommen fahren wir in Resita ein, ich fahre eine mir bekannte Tankstelle an und tanke voll. Dann fahren wir weiter. Unbemerkt von den anderen verlasse ich die geplante Route und orientiere mich in Richtung Timisoara. So komme ich zum Eisenbahnmuseum von Resita, mit dem ich Hubert überraschen möchte. Früher wurden hier Dampflokomotiven gebaut, auf einem Areal wurde diese zusammen getragen, wo man sie bestaunen kann. Ich denke, die Überraschung ist gelungen, Hubert springt mit der Kamera bewaffnet aus dem Auto und lichtet die alten Stahlmonumente ab. Gleich daneben kommt der Nahverkehrszug vorbei, Auch wenn das eine Diesellok war, sie hätte ebenfalls das Zeugs um ins Museum zu passen. Hubert zückt auch hier die Kamera, der Lokführer grüßt mit seiner Hupe.

Dann drehen wir um und fahren Richtung Anina. Ich erzähle die Geschichte rund um das Ölschieferkraftwerk. Das sehen wir dann aber doch nicht, weil wir von Anina in einer anderen Richtung passieren.

Später zweifle ich die Angaben des Navi an, als mir Elisabeth den Standort des Hotels, dass sie buchen wollte gezeigt hatte, hatte ich es östlich in etwa zwischen Anina und Oavita eingeordnet. Das war es dann auch, allerdings hatte mir der Maßstab der Karte wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Durch tiefe Schluchten und über malerische Motorradstrecken mit einwandfreiem Straßenbelag überquerten wir die ersten Formationen der Karpaten, mit traumhaften Ausblicken und abenteuerlicher Route ein Genuss für uns alle. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die E70 und wenig später unser heutiges Ziel, Baile Herculane. Am Hotel angekommen begrüßte uns auch gleich die ‚Grand Dame‘, drückte einer jungen Frau die Schlüssel in die Hand und bedeutete uns, dieser zu folgen. Die Zimmer gechecked, dann aber erstmal runter in die Stadt um etwas zu essen, alle vier waren wir sehr hungrig. Der Langosch-Stand sollte uns einen Nachtisch liefern, bis wir vom Essen zurück kamen, war er aber schon geschlossen.

Satt und müde setzen wir uns nochmal kurz zusammen um über den morgigen Tag zu diskutieren und die Hotelzimmer zu buchen. Dann gehen wir bald ins Bett.