Sonntag, 13.09.2009 Bergen – Hardangervidda

Ab heute fahren wir mit ‚großem Gepäck‘, also mit Auto, Hänger und Motorrad. Der Plan ist, erst einmal nach Stavanger zu fahren und dort entweder Auto und Hänger oder Hänger und Motorrad abzustellen.
Als alles verstaut ist, verabschieden wir uns von Florian und machen uns auf den Weg. Petrus meint es gut mit uns und schenkt blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein.
Der einfachste Weg wäre über Haugesund, Elisabeth möchte sich aber gerne den Folgefonna-Gletscher ansehen. Da schaue ich natürlich gerne mit, weshalb wir von Bergen aus wieder die E16 am Hardangerfjord entlang nehmen. Am Eikedalen-Wasserfall halten wir an und gehen zu Fuß eien Pfad hinab, um ihn uns von unten anzusehen. Elisabeth will bis ganz nach vorn, kommt aber bald wieder ziemlich nass zurück – der Wassernebel ist heftig. 80 Meter Fallhöhe sind schon beeindruckend, drunterstellen würde ich mich nicht. Das machen wir dann ein paar Kilometer weiter am Steinsdalsvossen. Dessen Fallhöhe beträgt nur die Hälfte, dafür kann man bequem hinter der Wasserwand durchgehen, ohne nass zu werden.

Hinter Granvin biegen wir rechts in einen ca. 7,5 Kilometer langen Tunnel ein, der uns an den Eidfjord bringen soll, wo uns dann ein zweiter Tunnel unter dem Fjord duch zur 13 nach Odda führt. Schon vor dem Tunnel sehen wir am Wegweiser, das Odda durchgestrichen ist, denken uns aber nichts dabei. Nach dem Tunnel finden wir rechts eine Baustelle und folgen der Straße weiter, bis wir an einer Fähre vorbei kommen. Das ist zu weit. Könnte aber auch sein, dass der Tunnel gesperrt ist. Also nehmen wir die Fähre. Beim Bezahlen frage ich, ob wir nach Eidfjord kommen, denn da hat Elisabeth gelesen, soll der berühmteste Wasserfall Norwegens zu sehen sein. Kein Problem meint die Kassiererin, während sie uns umgerechnet 20 Euro für die Fährfahrt abnimmt.

Am anderen Ufer angekommen stellen wir fest, dass die Straße nur links nach Eidfjord befahrbar ist, nach rechts Richtung Odda ist gesperrt. Mist, das haben wir ordentlich vergeigt. Die Tunnel unter dem Fjord wird gerade erst fertig gestellt und dafür wurde die Straße gesperrt.

Hardangervidda

Die Hardangervidda ist ein in Norwegen in den Fylken Buskerud, Hordaland und Telemark gelegenes Plateaufjell und die größte Hochebene Europas. Sie hat eine Fläche von zirka 8.000 km² und im Mittel eine Höhe zwischen 1200 m und 1400 m. Der Gebirgskamm Sandfloegga ist mit 1721 m die höchste Erhebung der Hochebene. Als Wahrzeichen gilt der Berg Hårteigen mit 1690 m.
Seit 1981 sind 3.422 km² der Hardangervidda – als größter Nationalpark Norwegens – weitestgehend vor menschlichen Einflüssen geschützt. Die Hochebene ist der Rest einer Gebirgslandschaft, die während der pleistozänen Eiszeiten durch Gletscher abgeschliffen wurde. Die Gletscher gaben dem Plateau seine heutige Form mit weiten Ebenen, flachen Seen und wenigen, sanft ansteigenden Gipfeln. Nur im höheren westlichen Teil, wo die Ebene zum Sørfjord und zum Eidfjord hin abfällt, gibt es schroffere Abschnitte.
(Quelle: Wikipedia)

Na gut, aber da ist ja noch der Vøringsvossen zum Anschauen, ein Wasserfall mit 183m Fallhöhe, davon 145m Freifall. Ein paar Kilometer weiter auf der 7 liegt der Sysenvatnet-Stausee, der den Wasserfall um einen großen Teil seiner ursprünglichen Kraft beraubt.Noch immer herrliches Wetter und von hier aus gute Sicht zum Hardangerjøkul. Dieser ist laut Karte über eine kleine, schwarz-gestrichelte Straße zu erreichen, die über die Hardangervidda, einer der bekanntesten Hochebenen Norwegens führt.Es gibt dort auch eine bewirtschaftete Hütte.
Wir versuchen den Einstieg zu finden und beschließen fast zeitgleich, hier oben wild zu campen und so das Geld für die Rückfahrt mit der Fähre einzusparen. Den Einstieg finden wir nicht, einzig ein Feldweg passt in etwa zur Position auf der Karte. Dieser ist aber nur mit dem Motorrad zu befahren, Ein Auto – gar noch mit Hänger – hat hier keine Chance. Dann tauchen wir halt in die Hardangervidda ein. Diese ist mit ca. 8.000Quadratkilometern die größte Hochebene Europas. Ein atemberaubender Blick wird wenig später vom nächsten übertroffen.Tiefblaue Seen – glatt wie ein Spiegel – Postkartenidylle. So schön, dass es schon fast kitschig ist. Dazwischen Heidekraut und Findlinge, die Straße schlängelt sich durch das Land, an dem wir uns nicht satt sehen wollen.

Erst kurz vor Geilo holt uns die Zivilisation wieder ein. Hinderte von kleinen Hütten, auch der Birkenwald ist hier üppiger. Aber keine ideale Bedingungen, um hier das Zelt aufzubauen. So drehe ich wiede rum und fahre fast 20km zurück, bis wir nach mehreren Anläufen einen geeigneten und von der Straße und dem Wind geschützten Platz finden. Wir bauen das Zelt auf, dann fange ich an zu kochen. Auto sei dank heute keine Suppe, sondern Penne Arrabiata – und Tee. Ca. 500m entfernt finde ich einen Bach, wo ich das Geschirr spüle, während Elisabeth unsere Nylonvilla einrichtet. Wir besteigen den Fels hinter uns und genießen den Sonnenuntergang über weitem, prairiehaft wirkendem Land.
Im Zelt diskutieren wir die Möglchkeiten für morgen: Entweder weit nach Osten, um nach Stavanger zu kommen. Oder zurück mit der teueren Fähre, um mit einer weiteren Fähre doch in Richtung Odda zu kommen. Die Entscheidung treffen wir heute noch nicht. Beschließen, noch eine Nacht drüber zu schlafen. Während ich mein Reisetagebuch schreibe, ist Elisabeth bereits eingeschlafen. Dann knipse ich das Licht meiner Stirnlampe aus und kuschel mich zu ihr. Es ist noch ganz schön Betrieb auf der Straße, denke ich, während auch ich einnicke.

Irgendwann in der Nacht weckt mich Elisabeth und sagt, dass sie fürchterlich friert. Nachdem auch kuscheln nicht hilft, rate ich ihr, sich ins Auto zu legen und Motor, bzw. Heizung immer mal wieder laufen zu lassen. Das tut sie dann auch, während ich alleine im Zelt zurück bleibe. Die Nacht ist kalt, wir sind ja auch auf über 1.000m und in Sichtweite des Hardanger-Gletschers. Dafür ist die Nacht so klar, dass wir einen Sternenhimmel erleben dürfen, wie man ihn nichtmal in den dunklen Nächten Rumäniens sehen kann. Elisabeth schwärmt, noch nie so einen Sternenhimmel gesehen zu haben, ist beeindruckt von der Milchstraße und der Leuchtkraft des sichelförmigen Mondes. Alleine dieses Erlebnis ist die kalte und unbequeme Nacht im Auto wert gewesen, wird sie morgen zu mir sagen.

Ich schlafe ganz gut im Zelt und meinem Motorrad-Sommer-Schlafsack. Ab und zu werden ich wach, wenn Elisabeth den Motor des Fiestas startet. Erst gegen Morgen angle ich nach meiner Jogginghose, weil die Kälte in den Schlafsack kriecht.

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