Sonntag, 15.08.2010 Oslo – Tuddal

Heute wollen wir weiter in den Südwesten von Norwegen. Nach dem Frühstück lade ich die XT auf, während Elisabeth die Hytter ausräumt und sauber macht. Dann zahlen wir und machen uns auf den Weg.

Der führt uns über die 22 nach Skjonhaug, dann weiter über die 115 nach Askim. Von hier aus geht es auf der E18 in nordwestlicher Richtung zum Oslofjord. Nur ein Teil dieser Strecke ist Autobahn, irgendwann erreichen wir einen noch nicht fertig gestellten Tunnel, wo wir die Autobahn endet und wir auf einer Bundesstraße weiter fahren. Etliche stationäre Blitzer säumen den Weg, das neu angeschaffte Nüvi warnt uns mit einem Hinweis auf die maximale Geschwindigkeit vor und bei jeder Radarfalle. Das wäre aber gar nicht nötig, denn die Norweger kündigen mit einem Hinweisschild die Geschwindigkeitskontrollen an. Über Abzocke, wie man das bei uns zu Hause tut, braucht man hier nicht diskutieren, wer hier geblitzt wird, ist definitiv selber schuld.

Bei Grenda wechseln wir auf die E6 und durchfahren gleich darauf einen ca. 6km langen Tunnel, langsam kommen wir ins Tunnelgebiet von Norwegen. Anders als im Südwesten ist dieser hier innen ausbetoniert und gut ausgeleuchtet. Gleich nach dem Tunnel verlassen wir die Autobahn wieder, ein Zwischenstopp in Drobat ist geplant. Tja, warum muss man nun gerade nach Drobat? Ganz einfach: Drobat ist der offizielle Wohnort vom Weihnachtsmann, da muss man doch mal hin, wenn man eh dran vorbei fährt.

Drobat ist ein kleines Hafenstädtchen, am Fuße eines Berges gelegen. Oben am Ortseingang sehen wir ein Schild, dass von hier aus eine kostenlose Bahn nach unten führt. Da auch gleich ein Parkplatz daneben ist, entschließen wir uns, diesen und die Bahn zu nutzen, um nicht unten nach einem Parkplatz für Auto mit Hänger suchen zu müssen.

Kaum ausgestiegen kommt die Bahn auch gleich, außer uns fährt noch eine Familie mit riesigem Kinderwagen mit, der vom Chauffeur verstaut wird. Uns gibt er eine Information auf Norwegisch, als ich ihm in Englisch antworte, dass ich seiner Sprache nicht wirklich mächtig bin, erklärt er auf Englisch, dass wir Hände und Kopf innerhalb des Fahrzeugs lassen sollen.

Das kleine Gespann setzt sich in Bewegung und ich bin erstaunt, wie schnell es ist, nicht nur, weil es ordentlich bergab geht. Unten an einer Kirche hält er an, im Garten der Kirche ist ein Kinderfest im Gang, was wohl auch der Grund für den Pendelverkehr ist. Wir steigen aus und wollen uns die Kirche ansehen. Da aber gerade ein Gottesdienst stattfindet, lassen wir es sein und gehen weiter in Richtung Hafen. Dort angekommen sehen wir eine Information. Die Wände sind voller Briefe aus aller Welt, die an den Weihnachtsmann gerichtet sind, in den Ecken stehen etliche volle Postsäcke. in einem kleinen Nebenraum steht ein Christbaum, darunter einige Körbe voller Schnuller und ein paar Babyfläschchen. Vermutlich bekommt man was ganz tolles vom Weihnachtsmann, wenn man ihm seinen Schnuller schickt und fortan ohne den Saugknubbel auskommt. Ich lese mir noch ein paar der Briefe durch, sehr viele davon sind aus Japan. Da schreibt z.B. ein Lehrer, dass jedes Kind seiner Klasse einen Brief geschrieben hat, obwohl die 15 Schüler des Englischen nicht wirklich mächtig sind. Dass es ihnen wirklich schwer gefallen ist und er sich entschuldigt, dass es so viel Mühe macht, das Geschriebene zu entziffern. Dann bittet er darum, jedem Einzelnen seiner Schüler eine eigene Antwort zu schicken und das bitte bis Dezember. Damit die Antwort auch rechtzeitig kommt, lege er seinem Schreiben 15 Briefmarken bei. Würde ich mal interessieren, ob das funktioniert, wenn man in Norwegen eine japanische Briefmarke auf den Umschlag klebt und den zur Post bringt.

Wir verlassen die Information und suchen das Wohnhaus des Weihnachtsmannes auf, dazu dient ein kleiner Plan, den wir in der Information erhalten haben. Dort angekommen, stellen wir fest, dass es zu einem Krimskramsladen umfunktioniert wurde, alles was mit Weihnachten zu tun hat, gibt es hier käuflich zu erwerben.

Als nächstes suchen wir nach dem berühmten Verkehrsschild, ein dreieckiges Schild mit rotem Rand und einer Weihnachtsmann-Silhouette in der Mitte. Da wo es auf dem Plan eingezeichnet ist, sehen wir es nicht. Wir wollen den Berg nicht hoch laufen, so gehen wir zurück und gönnen uns vom örtlichen Lebensmittelladen (der heute am Sonntag offen hat) ein Eis.

So gestärkt gehen wir zurück zur Haltestelle und besteigen wiederum die Bahn. Diese bringt uns zurück zu unserem Auto. Auf dem Weg sehe ich das gesuchte Schild dann doch, es ist deutlich höher angebracht, als das die Verkehrsschilder üblicherweise sind (vermutlich, um das Abschrauben durch Souvenirjäger zu erschweren) und schon ziemlich zugewachsen. Mit dem Auto machen wir dann noch einen kurzen Schlenker, um ein Erinnerungsfoto zu machen.

Nun folgt der erste spannende Tunnel. Dieser führt unter dem Oslofjord durch und ist gut siebeneinhalb Kilometer lang. Erst geht es ziemlich steil nach unten, dann ebenso steil wieder bergan. Auch dieser Tunnel hat betonierte Wände, was neben der besseren Sicht ein beruhigendes Gefühl erzeugt.

Drammen ist der nächste Eckpunkt unserer Route. Hier wurde mal Baumaterial gebraucht. Statt wie üblich einen Steinbruch aufzumachen wurde auf Druck der Bevölkerung das Gestein innen aus dem Berg herausgeholt. Das Ergebnis ist ein spiralförmiger Tunnel, dem sich oben am Berg eine Raststätte anschließt. Wir überlegen, ob wir uns das ansehen wollen, entschließen uns recht spät und geben es ins Navi ein. Das zeigt mal kurz, dass wir schon eineinhalb Kilometer zu weit gefahren sind, weist dann aber den Weg weiter geradeaus. Irgendwie war es wohl der Meinung, das Zeil sei nicht spektakulär genug und hat das Zwischenziel einfach ignoriert. Bis wir das anhand der Karte merken, sind wir schon ein gutes Stück weiter und entschließen uns, nicht mehr umzudrehen.

Unser nächstes Zeil ist schon in Sichtweite: Die Stabkirche von Ärdal. Das ist die größte Stabkirche im Land und allemal einen Besuch wert. Schon von weitem leuchtet sie uns zwischen den Birken einer Allee entgegen und weckt in mir mit ihren runden und eckigen Türmchen die Erinnerung an Neuschwanstein. Wir besorgen uns eine Eintrittskarte und dürfen damit auch das Innere der Kirche bestaunen. Sehr eindrucksvoll wie schlicht und doch gewaltig diese Kirche auf uns wirkt. Irgendwann wurden die Stämme durchgeschnitten und eine Zwischendecke eingefügt. Das wurde später wieder rückgebaut, wobei ein schmaler Rand der Zwischendecke erhalten geblieben ist. Dabei wurden die Wandmalereien weder freigelegt, die zwischendurch wohl mit Wandteppichen verhängt waren.

Um das Kirchenschiff führt ein schmaler, überdachter Gang. Der Boden besteht aus groben Steinplatten, an der Decke kann man die Holznägel sehen, mit denen die Dachschiefer befestigt wurden. Das Dach selber ist mit Teer abgedichtet, die Wände leuchten außen in einem dunklen Orange, mit der Holzmaserung und den gewölbten Brettern wirkt das schon surreal.

In der Eintrittskarte inbegriffen ist ein Besuch des Byggemuseums, das befindet sich ca. 500m entfernt auf einem kleinen Hügel. Heute am 15 August ist der letzte Öffnungstag, was für ein Glück für uns. Das Museum besteht aus alten Holzhäusern der verschiedensten Epochen uns lässt erahnen, wie man früher hierzulande gelebt hat.

Wir verlassen diese interessanten Stätten und machen uns auf, einen Platz für die Nacht zu suchen. Von Nototten aus geht es nach Sauland, von da aus halten wir uns in Richtung Rjukan. Die Straße wird schmal und kurvig und führt stetig bergan. Wir finden den Hinweis auf Hytter, verlassen die Straße und folgen einige Kilometer einer Schotterstraße. Als es schon so aussieht, als ob wir uns verfahren haben, erreichen wir dann doch den Hof mit den Hyttern. Die Dame des Hauses fragt, wie lange wir bleiben wollen und stellt dann fest, dass alle kleinen Hytter schon ausgebucht sind. Dir große, bis zu zehn Leuten fassende Hytter könnte sie uns zu einem Sonderpreis überlassen, aber 1000 NOK pro Nacht ist uns dann doch zu viel. Sie fragt, in welche Richtung wir wollen und gibt uns dann Tipps, wo wir unterkommen könnten.

Schade, hier fast am Ende der Welt wäre es sicher nett gewesen, ein paar Tage zu verweilen. So fahren wir zurück auf die Straße, wo wir wenig später den Campingplatz von Tuddal erreichen, wo wir eine freie Hytter bekommen. Auch hier gibt es ein Byggemuseum, wo gerade ein Fest stattfindet. In der Hoffnung, was essbare zu bekommen, wandern wir nach dem Ausladen hin, dort wird aber mittlerweile abgebaut. Wir steuern den Imbiss der Campingplatzes an und verköstigen uns mit Fish&Chips, Grill-Polser und einem Salat. Dann sitzen wir noch eine Zeitlang auf der Veranda bei einem Glas Wein und einer Cola (für mich).