Süd Klassik Trial in Garmisch-Partenkirchen

Den Abschluss der Süd-Klassik Serie macht auch in diesem Jahr wieder der AC GAP. Es sind zwei Tage angesetzt, ich muss aber am Samstag zu Hause im Garten fertig machen, weshalb ich nur am Sonntag teilnehmen kann. Zum Arbeiten hatte ich geniales Wetter und auch Thomas, der am Samstag mitgefahren ist, spricht davon, dass man aufpassen musste, keinen Sonnenbrand zu bekommen.

Südklassik GAP 2016
Fahrerbesprechung

Für mich hat der Petrus andere Pläne. Da die Fahrzeugabnahme schon ab 08:30 Uhr angesetzt ist, starte ich so gegen 06:00 Uhr den Motor des Focus und mache mich auf den Weg. Der Himmel ist wolkenverhangen, Nebelschwaden ziehen über die Felder. Ich rolle über die Autobahn und gehe meinen Gedanken nach. Schade, dass ich diesmal das Klassik-Trial in Rosenheim verpasst habe, mein allererster Trial-Wettbewerb vor knapp über einem Jahr. Damals stand ich vorher nur wenige Male überhaupt auf dem Trialmotorrad, dementsprechend habe ich mich auch angestellt. ‚Typisch Endurofahrer‚, meinte der Ludwig Brei, der ehemalige Deutsche Meister, der in meiner Gruppe mit fuhr, ‚Du bist viel zu steif und hast die Knie zu weit zusammen‚. Na ja, natürlich hatte er recht, aber ich hatte vollauf damit zu tun, das Motorrad überhaupt durch den Parcour zu kriegen, da war die Haltungsnote nebensächlich. An seine Worte erinnere ich mich immer wieder, beim Training und auch im Wettbewerb. Es hilft mir zur Selbstreflektion. Wenn man für sich alleine trainiert, ist es recht schwer wahrzunehmen, wenn die Haltung nicht passt.

Garmisch war letztes Jahr der zweite Wettbewerb, nur wenige Tage nach meinem Debüt in Rosenheim. Auch im letzten Jahr der Abschluss der Süd-Klassik Serie. Auch da war ich nur einen Tag dabei und – zumindest die Hälfte des Wettbewerbs regnete es.

Südklassik GAP 2016
Südklassik GAP 2016

Die Autobahnausfahrt Garmisch reißt mich aus meinen Erinnerungen. Zeit, sich wieder auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich fahre unüberlegt eine Ausfahrt zu früh ab. Na gut, dann gehts halt durch den Ort. Als ich schon in der Ausfahrt bin, sehe ich ein Gespann mit ner Trialmaschine drauf an mir vorbeiziehen. Den treffe ich dann am Parkplatz wieder. Er fragt, warum ich schon so früh rausgefahren bin. Na ja, bin ja erst zum zweiten Mal hier 😉

Ich lade die Fantic ab und ziehe mich um. Dann frage ich, wo ich mich anmelden kann. Oben bei der Schanze, antwortet man mir. Über einen schmalen Pass geht es in engen Kurven hoch zum Schanzentisch. Unter diesem befinden sich Räume, wo sich sonst wohl die Springer vorbereiten. Dort kann ich mich anmelden, mein Motorrad wird technisch abgenommen und Frühstück gibt es auch. Hier findet auch die Fahrerbesprechung statt, die obligatorisch vor jeder Veranstaltung abgehalten wird. Florian übernimmt diesen Part und weisst und darauf hin, worauf wir achten sollen und wie der Ablauf geplant ist. Dann geht es auch schon los.

Freie Sektionswahl. Nachdem der Großteil des Feldes unten nach rechts abbiegt, halte ich mich links zum Bachlauf. Dort stehen nur wenige an. Als ich die Strecke zu Fuß abgehe, werde ich vom Observer namentlich begrüßt. Das findet man wohl nur beim Trial. Heuer geht es nicht einfach geradeaus hoch, auch die rote Spur muss einmal das Bachbett verlassen und dann wieder rein. Letztes Jahr habe ich diese Sektion dreimal mit Null geschafft. Diesmal hole ich mir bei der ersten Sektion auch schon einen ersten Strafpunkt.

Südklassik GAP 2016
Südklassik GAP 2016

Die anderen Sektionen der ersten Runde gehen auch eher so lala. Ich bin ja erst aus Rumänien zurück und war knapp 7 Wochen nicht mehr auf der Trial gestanden, dafür aber viel mit der Enduro unterwegs gewesen. Erst so nach und nach werde ich lockerer. Den Ludwig Brei habe ich auch getroffen. Auch er kennt mich beim Namen und begrüßt mich. Ab und an treffen wir uns mal vor einer Sektion. Nach der ersten Runde habe ich 8 Punkte auf der Karte. Unzufrieden bin ich nicht.

Als ich wieder hoch zur Schanze fahre, um die Karte für die zweite Runde zu holen, fängt es an zu regnen. Na prima, denke ich und erinnere mich an den glitschigen, lehmigen Boden vom letzten Jahr. Ich beginne wieder mit der Bachsektion, die ich diesmal mit einer Null schaffe. Dann stelle ich mich dem Lehmboden. Vor dem Einfahren in die Sektion achte ich nochmal bewusst darauf, locker zu sein, fahre dann extrem langsam oder bei Auffahrten mit Schwung hoch und verlagere das Gewicht eher extrem. Das zeigt sich dann im Resultat: Bei einer Sektion, wo es im Schräghang runter und wieder rauf geht, setze ich gleich zwei Füße, ansonsten bleibe ich fehlerlos.

In der dritten Runde nehme ich diese Sektion als erste nach dem Bachlauf und überlege mir eine andere Spur, etwas weiter um den Baumstumpf ausholen. Das klappt dann und ich fahre die Sektion mit einer Null. Leider patze ich dann bei zwei anderen Sektionen mit unnötigen Fehlern, so dass ich die dritte Runde auch mit 2 Strafpunkten auf der Karte beende. Alles in allem bin ich jedoch über meine Leistung eher überrascht. Ich hatte mit mehr Problemen auf dem Untergrund gerechnet.

Südklassik GAP 2016
Ludwig Brei in Aktion

Nachdem ich die letzte Rundenkarte abgegeben habe, fahre ich runter, lade meine Fantic auf und ziehe mich um. Wir dürfen den Schrägaufzug der Skispringer benutzen, um nach oben zu kommen. Dort kaufe ich mir eine Bratwurst und ein Getränk und komme mit dem ein oder anderen ins Gespräch. Einen Muffin gibts gratis obendrauf. Weil es draußen doch recht kalt ist, setze ich mich schon mal innen rein. Am Tisch vom Ludwig Brei ist noch Platz. Ich setze mich dazu. Er meint: ‚Ich habe Dich heute ein wenig beobachtet. Schaut schon gut aus, mittlerweile‚. Ein Lob aus berufenem Mund, das mir runter geht wie Öl. Wir unterhalten uns noch über dieses und jenes. Er will wissen, wie es in Rumänien so ist, weil er mitbekommen hat, dass ich da öfter unterwegs bin…

Südklassik GAP 2016
fürs leibliche Wohl ..

Dann beginnt die Siegerehrung – erstmal mit dem Jahresabschluss. Nacheinander werden anschließend die Platzierungen vorgelesen und die jeweils Erstplatzierten aufgerufen. Statt einem Pokal gibt es ein Bierglas mit Gravur. Tolle Idee, denke ich mir. Da hat das Ding auch einen Nutzen und steht nicht nur als Staubfänger herum. Ludwig hat bei den Experten den 1. Platz gemacht, ich gratuliere ihm. Als der dritte Platz in meiner Klasse nach vorne gebeten wird und mein Name noch immer nicht dabei war, werde ich stutzig. Ich bin der Letzte, der aufgerufen wird, was den 1. Platz bedeutet. Drüber freue ich mich sehr, denn damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ludwig gratuliert mir natürlich auch. In der Gesamtwertung 2016 habe ich in meiner Klasse den dritten Platz erreicht.

Südklassik GAP 2016
Der ‚Pokal‘ – tolle Idee!

Dann löst sich so nach und nach die Gesellschaft auf, auch ich mache mich langsam auf den Weg, habe ja noch nen langen Heimweg. Als ich in Garmisch in den ’nach München -Stau‘ einbiege, bekomme ich einen Mega-Krampf im linken Oberschenkel, das fehlende Training rächt sich. Ich habe keine Chance, anzuhalten oder rauszufahren, so muss ich den Schmerz aushalten und stehe mit dem Bein ständig auf der Kupplung. Erst als ich dann anhalten könnte, löst sich die Muskulatur wieder.

Zu Hause gibts dann eine heiße Dusche, danach schüre ich den Ofen an und lasse den Tag ausklingen.

Die Süd Klassik Veranstaltungen ist ein super Konzept. Hier dürfen auch moderne Maschinen mitfahren, was zum Beispiel dafür sorgt, dass Familien oder Vereine miteinander teilnehmen können. Es geht dabei familiär zu, Konkurrenzdenken gibt es im Trial zwar nicht, aber einen Wettbewerbsmodus nehme ich durchaus bei manchen Veranstaltungen wahr. Bei der Süd Klassik nicht, das macht diese Serie für mich zu etwas Besonderem.

Ein dickes Dankeschön an die Organisatoren, Veranstalter und auch an die teilnehmenden Kollegen!

Bilder habe ich selber so gut wie keine gemacht. Die Bilder, die hier zu sehen sind, sind von der Süd Klassik Webseite oder vom AC GAP.


Bilder


Weitere Bilder gibt es hier und hier. Ein Video gibt es hier.